Agame gefunden

  • Hallo,


    ich habe mich hier angemeldet, weil ich ein Problem habe.

    Am Sonntag hat mein Nachbar eine Agame beim Spaziergang im Wald gesehen.

    Montag ließ es mir keine Ruhe, ich habe das verletzte Tier gefunden und zum Tierarzt gebracht (Schwanz fehlt zur Hälfte, vorne fehlen zwei mittlere Zehen und der eine Hinterfuß ist ab).

    Er ist soweit versorgt (hatte ein leeres Aquarium und eine Wärme+UV Lampe gekauft, sowie Futter) und frisst auch.


    Nun hat sich über das Internet die vermeintliche Besitzerin gemeldet. Ihr sei das Tier beim Umzug abhanden gekommen.

    Hier meine erste Frage: das nächste Haus ist vom Fundort sicher 1,5 km entfernt. Ist es realistisch, dass so ein Tier so weit läuft??


    Die schickt mir ein Foto, auf dem ein ähnlich gefärbtes Tier zu sehen ist, dazu aber noch 7 (!) weitere Agamen, die alle um einen Futternapf sitzen. Vielen der Tiere auf dem Bild fehlte der Schwanz oder Krallen.


    Bisher hat sie mir noch keine genaue Adresse geschickt, wo das Tier eigentlich entlaufen ist.

    Sollte sie das aber noch tun und es ist vielleicht wirklich ihres, tue ich mich grade schwer damit, das Tier dort abzugeben.

    Kann man denn derart viele Tiere tatsächlich als Privatperson vernünftig halten?


    Ich kann ihr das Tier nicht einfach wegnehmen, aber ich möchte es natürlich auch nicht in eine miserable Haltung geben.

    Was kann ich tun?

    Wie müsste eine vernünftige Haltung so vieler Tiere aussehen?

  • Eine Agame wird zufällig im Wald gefunden und kurz darauf meldet sich wie durch Zauberhand die vermeintliche Besitzerin? Klingt sehr abstrus die ganze Geschichte.

  • es ist eine Bartagame.

    Das Fundtier ist etwa 20 cm ohne Schwanz. Die Kehle ist auffällig orange, der Rest gelblich grün, um die Augen auch orange.


    Ich hatte eine Fundmeldung im Netz veröffentlicht, aber ohne den genauen Fundort zu nennen. Daraufhin hat sich die Dame gemeldet und mir das Bild geschickt.

    Die Box sei nicht richtig verschlossen gewesen und ihr würden deswegen insgesamt 3 Tiere fehlen.

    Ich habe bei 3 Tierheimen in der Umgebung angerufen und die gängigen Seiten im Internet gecheckt: nirgends eine Verlustmeldung eingegangen.


    Ich kenne mich nicht aus, weiß nicht, ob das irgendwie ein seltenes Tier ist.

    Wenn es davon gelaufen ist, unlogisch, dass sie den Verlust nirgends gemeldet hat (v.a. wenn insgesamt 3 Tiere fehlen) und dass sie mir nicht sofort die genaue Adresse schickt, wo das Tier verloren gegangen ist - obwohl ich nachgefragt hatte.

    Andererseits meinte sie, der Schwanz wäre vorher schon bei einer Beißerei abhanden gekommen, da gebe es auch eine Tierarztrechnung, die kann sie mir aber erst am Wochenende zeigen, wegen des Umzugs.


    Weiß nicht, was ich davon halten soll.


    Mich beunruhigte das Bild auf dem so viele Tiere drauf waren..für 7 Stück braucht man dann ja ein riesen Terrarium.

  • Hallo Florentine,


    oje - ja da verstehe ich Deine Ratlosigkeit.

    Das Tier in solche Umstände zurückzugeben - das würde ich auch nicht wollen.

    Das sind im Grunde Einzelgänger - so viele (der Größe nach offenbar subadulte bis adulte) Tiere zusammenzuhalten (da ist dann die terrariengröße schon fast egal - wenn sie an einem Futternapf sitzen sind sie zu dicht zusammen), endet so wie Du es beschreibst: amputierte Gliedmaßen und womöglich auch bereits das eine oder andere tote Tier...


    Leider kenne ich die Rechtslage da nicht. Das Tier ist ja in erster Linie mal der besitz von jemandem, und einfach so nicht herausrücken ist vermutlich rechtlich nicht abgesichert...

    An Deiner Stelle würde ich mich mal mit z.B. Tierheim (->Reptilienauffangstation), Ordnungsamt oder ähnlichen Stellen in Verbindung setzen und dort diesbezüglich nachfragen.

    Zumindest werden sie Dir dort hoffentlich sagen können, wer für so etwas zuständig ist und ob man eine Handhabe hat.

    Wenn da wirklich 8+ Bartagamen auf einen Haufen gehalten werden, klingt das für mich schon beinahe nach "animalhoarding"...

    Oder hat der Tierarzt bei dem Du mit dem Tier warst vielleicht eine Idee?


    Vielleicht weiß ja auch noch einer der alteingesessenen User hier Rat - ich bin da wie gesagt überfragt.

    Ich wünsche Dir und dem Tier auf jeden Fall einen guten Ausgang.


    Lieben Gruß,

    Claudia

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort.


    Beim Tierheim und Ordnungsamt habe ich angerufen, ich musste den Fund ja melden.


    Inzwischen habe ich der Dame eine Mail geschrieben und folgendes Vorgehen vorgeschlagen,:

    Ich möchte ihren vollen Namen (habe bisher nur einen Vornamen) und die aktuelle Anschrift sowie die genaue Adresse, wo das Tier verloren gegangen ist.

    Dann möchte ich eine Kopie/Foto der Tierarztrechnung von der Behandlung des Schwanzes sehen und falls das ihr Tier ist, möchte ich es persönlich zu ihr bringen und mich davon überzeugen, dass es vernünftig gehalten wird.


    Bisher habe ich noch keine Antwort.

  • Wir hatten mal ein Meerschwein aus dem Tierheim. Es war ein Fundtier und wir wurden aufgeklärt, dass, sollte sich der ursprüngliche Besitzer melden, wir das Tier zurück geben müssen. Das scheint wohl Rechtslage zu seim, hat aber eine "Verfallszeit". Glaube es war 1 Jahr nach Fund.


    Bei jemand mit solchen Fotos würde ich fast denken da will jemand gratis ein weiteres Tier zum Hording bekommen...


    Jedenfalls könnte ich das Tier so jemanden nicht zurück geben. Rechtslage hin oder her. Vermutlich würde ich antworten, dass sich der wirkliche Besitzer bereits gemeldet hat. Also schummeln.

  • Du kannst es auch dem Veterinäramt melden. Die müssen dem nachgehen, wenn Verdacht auf Tierquälerei besteht. Erfahrungen habe ich persönlich keine damit gemacht. Ob es auch einen Amtstierarzt speziell für Reptilien gibt, weiß ich leider nicht. Oder ob die sich eher um geprügelte Hunde etc kümmern.

  • vielen Dank für die Antworten.

    Nachdem ich gestern geschrieben hatte, welches Vorgehen für mich denkbar wäre, kam heute Morgen eine Reihe seltsamer Nachrichten:

    Sie habe eine "Notstation" und deswegen viele Tiere, das könne ich mir ruhig auf der Homepage angucken (war aber kein Link dabei und meine Google-Suche blieb erfolglos - die Dame hat Bilder bei eBay Kleinanzeigen, wo sie um Spenden bittet, aber auf den Bildern ist kein Terrarium zu sehen, bloß diverse Plastik Hasen-Knastzellen) und sie habe mehr Ahnung als ich, man dürfe diese Tiere nicht alleine halten und wieso ihre Haltung mit Außengehege (habe ich gesehen auf dem einen Bild: ein Aufstelldraht auf einer Terrasse, ca. 1,5 m2, ein paar Wurzeln, kein Schutz nach oben und 6 Tiere drin) nicht artgerecht sein soll, sie würde sich kümmern, weil kaum jemand mit diesen Tieren zurecht kommt usw usf


    Aber kein voller Name und immer noch keine Adresse.

    Verrückt - und mir völlig schleierhaft, was da läuft, irgendwas passt da jedenfalls gar nicht.


    Mit dem Tierheim habe ich telefoniert und das Vorgehen oben mit denen besprochen.

    Die Frau vom Tierheim sagte, ohne vollen Namen, Adresse und genauen Entlaufort/Zeitraum muss ich das Tier nicht abgeben, das machen die auch nicht.

    Wenn sie sich noch meldet und ich das Tier hinbringe und vor Ort Zweifel an der Unterbringung habe, muss ich es auch nicht abgeben, sagte sie. Dann gebe ich dem Tierheim Bescheid und die wiederum dem Veterinäramt.

    Mal schauen, was passiert.


    Ich habe mir erstmal bis kommende Woche ein gebrauchtes großes Terrarium reserviert - das leere Aquarium taugt nicht allzu lange, es ist zu klein für ihn und unpraktisch zu säubern.

    Das Tier wurde heute Morgen von meinen Kindern auf den klangvollen Namen "Caspar Franziskus Grüni" getauft.

    Morgen müssen wir nochmal zum Tierarzt, der will sich den Beinstumpf nochmal ansehen.

  • ich weiß es noch nicht wirklich.

    Ich finde ihn interessant, komme aus der Aquaristik, d.h. lustige Technikspielereien mit Licht und Thermometern sind mir nicht fremd, ebenso wie Lebendfutter.

    Auf den zweiten Blick ist er auch ganz niedlich und schaut neugierig...aber ehrlich gesagt habe ich ein bisschen Schiss vor ihm :D

    Kenne mich halt nicht aus und kann sein Verhalten nicht gut deuten...Bevor ich sauber mache, locke ich ihn immer mit Futter erstmal in die andere Ecke des Beckens, damit er mich nicht plötzlich beißt.


    Ich mag ihn nicht so in die Hand nehmen, habe das bisher nur mit Handschuhen gemacht und kann mir auch nicht vorstellen, den so auf mir rumlaufen zu lassen.

    In der Wohnung kann er auch nicht laufen (kleine Kinder, Hund).


    Ich muss noch etwas mehr lesen und mich schlau machen. Wenn das ok ist, den alleine "einfach nur so" zum Beobachten im Terrarium zu halten und ich meine Scheu vor ihm bzgl. Anfassen/ins Terrarium fassen etwas ablegen kann: dann ja. ;)

    Sonst gebe ich ihn lieber in erfahrene Hände weiter.

  • Anfassen muß man Reptilien nicht, bzw. nur, wenn es nötig ist. Freilauf in der Wohnung wäre auch ohne Kinder und Hund nicht empfehlenswert. Einzelhaltung ist überhaupt kein Problem!


    Als kurzer Überblick über die Haltung empfiehlt sich ein Blick in die FAQ dieses Forums. Ebenso empfehlenswert ist dieses Buch, solltest Du weiterhin darüber nachdenken, ihn zu behalten. Zum recht umfassenden Thema Beleuchtung sei Dir diese Webseite ans Herz gelegt, und später, bei Bedarf, dieses Buch.

  • der braucht, habe ich vorhin gesehen, jetzt auch eine behindertengerechte Einrichtung. Ohne den Fuß hinten und wegen der fehlenden Fingern vorne (fehlt beides rechtsseitig) kann er nicht wirklich gut klettern und ist vorhin von der Wurzel gekippt beim Umdrehen.

    Halten die sich sonst auch mit dem Schwanz fest? Nee oder?

  • Hihi... noch jemand, der sprichwörtlich wie die Jungfrau zur Pogona kommt...;)


    Hier ist grad Entwurmen und Anschlussquarantäne angesagt... erste Wurmkur grad verabreicht...:thumbup:


    Viele liebe Grüße!