Guten Abend zusammen,
ich hab gedacht, ich berichte mal, wie ich einen Tierarztbesuch mit meinen beiden Tympanocryptis tetraporophora am vergangenen Montag erlebt habe und warum es gar nicht mal so unwichtig ist, tatsächlich zu einem reptilienkundigen Tierarzt zu gehen.
Also, zuerst einmal zum Grund des Besuches: Meine weibliche Taubagame hat bereits vor ca. einem Monat leichte Verhaltensauffälligkeiten gezeigt. Sie ist immer aus ihrer "Ruheposition" einfach ohne Grund gegen die Scheibe gesprungen und hat sich dann auf den Rücken gelegt. Das ging immer schnell wieder vorbei, sodass ich mir nicht weiter Sorgen um sie gemacht habe und das Verhalten evtl. auf irgendein Insekt außerhalb des Terrarium geschoben habe. Naja, so weit so gut...
Bei der letzten Fütterung vor meinem Urlaub hat sie allerdings dann auch das erste Mal nicht mehr gefressen. "Naja gut", hab ich gedacht. "Kann ja mal vorkommen".
Als ich dann aus dem Urlaub wiederkam hat sich ihr Zustand deutlich verschlechtert. Sie lag total apathisch im Terrarium, um dann gelegentlich aufzuspringen, sich auf den Rücken zu werfen oder sich wie verrückt zu drehen. Futter von meiner Urlaubsvertretung lief auch immernoch im Terrarium rum. Das war überhaupt nicht schön anzusehen und sie tat mir richtig leid. Als dann auch noch das Männchen anfing, einzutrüben, war mir klar, dass der Gang zum Tierarzt unausweichlich ist. Da es zu diesem Zeitpunkt gerade Freitag war, hab ich zunächst erstmal bei einer Bekannten, die ebenfalls Tierärztin ist, angerufen und habe sie erstmal um Rat gefragt. Nach einem sehr sehr aufschlussreichen Telefonat habe ich beschlossen, direkt für den kommenden Montag einen Termin beim Tierarzt in HH Altona zu vereinbaren und über das Wochenende die beiden Taubagamen erst einmal mit in Wasser gelöstem Herpetal Mineral D3 zu tränken, da ich bei den beiden eine Hypovitaminose vermutet hatte. Das Tränken hat auch super geklappt und der Zustand der beiden hat sich auch schon deutlich verbessert. Beide hatten am Sonntag auch schon wieder jeweils eine Steppengrille gefressen, was mich natürlich sehr gefreut hat und meinen Verdacht nur noch weiter festigte.
Naja gut, bevor ich in Altona anrief, hab ich nochmal geschaut , ob nicht doch ein Tierarzt aus der näheren Umgebung Erfahrung mit Reptilien hat, da ich den beiden geschwächten Tieren gerne die längere Fahrt ersparen wollte. Und siehe da, ein Arzt warb auf seiner Webseite tatsächlich damit, regelmäßig Fortbildung zur Behandlung von Reptilien zu besuchen. Da dieser am nächsten Tag auch noch eine Telefonsprechstunde hatte, hab ich dann am Samstag erstmal dort angerufen, um nachzufragen, ob er sich denn auch an Taubagamen herantrauen würde. Er meinte dann zu mir, dass er sich die beiden einmal anschauen würde und eigentlich auch etwas für sie tun könne. Naja gut, dann haben wir für Montag direkt einen Termin ausgemacht.
Am Montag habe ich dann die beiden Agamen eingepackt und bin in die Praxis gefahren. Als ich dann in das Behandlungszimmer kam und die Styroporbox öffnete, kam direkt der Kommentar vom Tierarzt: "Och, die sind aber klein!" Da wollte ich dann schon am liebsten direkt umdrehen. Er hatte wohl keine Ahnung, worauf er sich da eingelassen hatte.
Naja gut, ich hab dann das Problem geschildert und wurde dann zwischendurch schon mehrmals unterbrochen, da er sich schon mir seiner Diagnose sicher war. Meine Vermutung mit der Hypovitaminose befand der Arzt natürlich direkt für falsch, wobei er dann schon etwas herumdruckste, als ich vom (mehr oder weniger erfolgreichen) Tränken erzählt hatte.
Dann haben wir uns noch über die Haltung unterhalten. Das befand er alles soweit für gut, bis auf das Sand-Lehm-Gemisch. Ich dachte ich hör nicht richtig, als der Gute ernsthaft zu mir meinte, das Gemisch SOFORT gegen Rindenmulch auszutauschen... Auch als ich ihm erklärte, dass es sich bei dem Gemisch natürlich nicht um lockeren Sand handelte (was der Tierarzt daran kritisiert hatte), blieb er bei seinem Standpunkt. Das war dann der Punkt, wo mir klar war, dass der Arzt sich zwar mit Reptilien auskannte, aber eben nur ganz ganz oberflächlich. Als ich dann noch ein bisschen mit ihn darüber debattiert hatte (), holte er aus seinem Schrank sein "schlaues Büchlein" von einer seiner Fortbildungen hervor und da war mir dann klar, wieso seine Tipps eher fragwürdig waren. Das Heftchen war von 1999. Darin wurde die Vitalux noch als das Nonplusultra beschrieben, Schlangen und nachtaktive Arten sollten keinerlei UV-Beleuchtung bekommen und Substrate wie Holzspäne, Rindenmulch und Hanfeinstreu seien Sand usw. vorzuziehen... War natürlich ganz amüsant.
Letztendlich bestand er noch darauf, dass ich eine Dose Korvimin mitnehme, da Herpetal "nichts bringe". Naja gut, mein Präparat war fast leer, daher nahm ich die Dose dann mit. Konkrete Tipps bekam ich kaum, außer die Tiere regelmäßig zu baden, die Temperatur nachts auf 28° anzuheben und nur noch Salat zu füttern... Ich denke mir mal meinen Teil dazu...
Jedenfalls werde ich die beiden jetzt erstmal weiterhin tränken und mal schauen, ob sich das Ganze etwas bessert. Immerhin sind beide wieder aufmerksam und aktiv. Sie fressen allerdings immernoch kaum und das Weibchen verhält sich immernoch recht auffällig. So kann ich die beiden einfach mit in die Winterruhe schicken. Vielleicht muss ich dann doch nochmal nach Altona zum reptilienkundigen Tierarzt. Die Haltung kann ich auch gerne nochmal vorstellen, falls ihr wollt. Jetzt habe ich aber erstmal genug vom Schreiben.
Mir war einfach mal wichtig, zu zeigen, wie wichtig es ist, zu einem reptilienkundigen Tierarzt zu gehen, der auch tatsächlich weiß, welche Tiere er da auf dem Tisch hat und nicht noch erst nachfragen muss, wo seine Patienten leben und ob sie wirklich kein Salat fressen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wenn unerfahrene Halter die Tipps gutmütig ohne Reflektion befolgen würden... Daher: Immer zum reptilienkundigen Tierarzt, das habe ich jetzt aus eigener Erfahrung gelernt!
Achso, ganz vergessen: Im Gespräch mit dem Tierarzt sind wir dann darauf gekommen, dass ich die Bright Sun im Terrarium der Taubagamen seit ca. einem Jahr nicht mehr gewechselt habe. Die vermutete Hypovitaminose würde ich deswegen mal darauf zurückführen. Mittlerweile ist natürlich schon eine neue Birne im Terrarium.
Puh, das war erstmal genug Geschreibe für heute... Euch allen noch einen schönen Abend und ein schönes Wochenende.