Euscorpio italicus fressen nicht

Liebe Skorpionfreunde,

erst einmal will ich mich kurz vorstellen. Ich wohne in München und halte in diesem Jahr zwei Skorpione der Gattung Euscorpius italicus, die ich von der Reptilienauffangstation München übernommen habe. Da beide als blinde Passagiere aus dem Gardaseeraum gekommen sind und ich zufälligerweise Anfang September einen Urlaub dort plane, will ich - in Rücksprache mit der vermittelnden Biologin - die beiden Tiere dort in ihrer natürlichen Umgebung freilassen. Das ist also schon in knapp zwei Wochen der Fall.

Auf den letzten Metern mache ich mir aber etwas Sorgen, weil die Skorpione zwar immer wieder rumkrabbeln, aber seit etwa zwei Monaten sehr mager wirken. Anfang Juni hatte ich einen noch so richtig vollgefressen gesehen.

Die Haltungsbedingungen: Ein Terrarium 40 mal 30 mal 25 cm, Waldbodensubstrat, Moos, Wasserschälchen (mit Sicherungen, Steine, Moos zum Rausklettern, noch nichts drin ertrunken), im Hintergrund ein Steinriegel mit zahlreichen Unterschlupfen. Korkstückchen erweitern die Anzahl der Versteckmöglichkeiten. Luftfeuchtigkeit nach Angaben auf anderen Seiten und persönlicher Information: tagsüber 50-60%, nachts 60-70%. Es ist im übrigen ein Falltürterrarium, das nur einen oberen Lüftungssteg enthält. Tagsüber, bevor ich zur Arbeit gehe, klemme ich ein Gazegitter unter die Falltür. Das Substrat liegt tief genug unter dem Gitter, die Silikonnähte habe ich abgetrennt, die Skorpione können nicht rausklettern. Nachts lasse ich die Falltür ganz runter, dadurch steigt sicher auch die LF dann etwas an.

Temperatur: Im Sommer 25-30 Grad Celsius.

Ich halte immer eine Anzahl kleiner Beutetiere (junge Grillen, Ofenfischchen, gelegentlich Asseln aus dem Wald, Mehlwürmer) als Mitbewohner in dem Becken. Da beide Skorpione sich nicht mehr häuten, besteht sicherlich keine Gefahr dadurch. Ich entferne immer wieder Beutetiere, um sie freizulassen, sowie natürlich Futterreste oder tote Insekten. Weiße Asseln als Bodenpolizei.

Warum die Skorpione offenbar zur Zeit nichts fressen (neulich habe ich mal einen mit einem Ofenfischchen in der Schere beobachtet) - meine Fragen?

Könnten es zu viele Tierchen sein, und ein Blitzgewitter aus Tastreizen irritiert die Skorpione bei der Jagd (wie Schiffslärm bei Schweinswalen)?

Legen Euscorpio italicus im Sommer auch freiwillige Fresspausen ein (HItze)?

Könnte es auf eine Krankheit hindeuten? Erscheinen die geschilderten Haltungsbedingungen hygiensich genug?

Danke Euch für Eure Antworten und Tipps. Würde die beiden so gern fit und lebend freilassen.

Liebe Grüße

Anton

PS: Bisher hatte ich mich immer mit der Reptilienauffangstation und einem Terraristikfachgeschäft beraten. Zu beiden habe ich sehr viel Vertrauen die Kompetenz betreffend. Vielleicht wundert es, dass ich erst jetzt in einem Forum nachfrage, aber ich habe mich immer beraten, vor allem vor der Anschaffung der Tiere.

Vielen Dank, Ihr seid mir alle eine so wunderbare Hilfe!

Das ist wohl allgemein Syndrom der Zeit. Wenn jemand sich etwas länger erklären muss, sich einfach überfordert zu fühlen und die Anfrage um Rat blasiert links liegen zu lassen.

Lieber Erdbähr, vielen Dank für Deine Antwort. Wem habe ich alles Blasiertheit unterstellt? Ich stellte es lediglich in den Raum. Demokratie lebt auf der kleinsten wie auf der Makro-Ebene von Auseinandersetzung, diese wiederum mitunter auch von grelleren Tonlagen. Aber ich entschuldige mich gerne für meine Ungeduld, auch wenn sie nun einmal Teil meines Wesens ist. Wenn andere Menschen mich zu sehr damit quälen, auch wenn sie es nicht wissen, bekommen sie es eben dann und wann zu spüren. So wie die Luft die Schallwellen eines Schmerzschreis abbekommt.

Vielleicht liegt es daran, dass mein Sternzeichen noch etwas vom Skorpion her beeinflusst ist.

Gestern habe ich einen meiner Skorpione wieder gesehen. Er wirkte nicht besonders abgemagert, was mich erleichtert hat. Vielleicht sieht ja nicht jeder Skorpion nach dem Fressen aus wie eine Termitenkönigin, nur, wenn das Futtertier gerade erst in seinem Magen angekommen ist.

Viele Grüße

Anton

Lieber Erdbähr,

o je, ich war einfach ein bisschen überdreht. Inzwischen sind die Skorpione reisefertig verpackt, wir alle auf dem Sprung nach Süden, an dessen Ende die Freiheit für die Tiere winkt. Sie kamen als blinde Passagiere nach München und die Freiheit erscheint mir in diesem Fall immer noch als das Artgerechteste.

Unterernährt wirkten sie nicht, beim Auflassen des Terrariums habe ich erst gesehen, was für eine eigene Lebenswelt sich da entwickelt hatte. Mitten drin haben die Skorpis bestimmt ihr Auskommen gefunden. Nur gesehen habe ich sie eben nicht jeden Tag, hatte keine Ahnung, was sie da wirklich tun. Das war zwar einerseits so gewollt, andererseits war diese erste Erfahrung mit Skorpionen ein elementares Abenteuer. Beim nächsten Mal greife ich auf ganz andere Erfahrungen zurück.

Ich denke, was mich beunruhigt hat, war die Übertragung eines archaischen Grusels. Zwar habe ich vor Skorpionen keine Angst, wenn auch Respekt. Aber bei mir hat es sich wahrscheinlich in der Sorge um das Wohlergehen der Tiere übertragen - was finde ich vor, wenn ich den nächsten Stein umdrehe?

Danke für Deine ernsten Worte und Deine Einfühlsamkeit

Anton