Neues Paludarium: Fragen vor dem Start

  • Guten Tag,


    ich bin neu in der Terrarium-Szene und interessiere mich für den Bau eines Paludariums.

    In erster Linie möchte ich darin tropische Pflanzen (mittel- südamerika) halten. Keine Tiere.

    Ggfs. mittelfristig ein paar Zwerggarnelen oder und/oder Posthornschnecken.

    Als Rückwand würde ich gerne eine Moss Wall bauen. Hier habe ich an einen Tropfschlauch oder Mist Maker gedacht. Ein kleiner Wasserfall/-lauf wäre ebenfalls schön.

    Handwerklich traue ich mir ein eigenes Hardscape durchaus zu.


    Optische Inspirationen wären:

    https://youtu.be/NfuJVazdi-k

    https://youtu.be/_WMEy8z6KH4


    Als Informatiker habe ich hier auch noch einen Raspberry Pi rumliegen und habe schon sehr interessante Projekte (pimatic, terrapipy) gelesen zur Automation von Pumpe, Licht, Nebel, Lüfter.

    Bis hin zur Simulation der Wetterdaten aus den Herkuftsregionen der Pflanzen. Finde ich spannend.



    Gedanklich bin ich gerade allerdings erstmal in der Planungsphase und mir bei einigen Punkten noch unsicher.

    Anbei mal die Fragen die ich mir so stelle:


    1) Welches Terrarium brauche ich? Grundfläche die zur Verfügung steht wäre entweder 45cm x 45cm oder an einer zweiten Stelle 45cm x 30 cm (b x t)

    Höhe wäre bei beiden maximal 60cm wobei mir das schon fast zu hoch ist.

    1a) Sollte es offen oder geschlossen sein? Optisch gefallen mir die am besten wo die Front deutlich niedriger ist als die Rückwand und die Seiten schräg zulaufen.

    Geschlossen könnte auch zu beschlagenen Scheiben neigen?

    1b) Wie hoch muss eine solche Frontscheibe mindestens sein, wenn man evtl mal Zwerggarnelen einsetzen will? Minimaler Wasserstand? 10-12cm? Wie viel Bodengrund muss man da noch aufschlagen?

    1c) Wo findet man diese Terrarien am besten zum Kauf? Oder bastelt man das selbst aus Glas/Plexiglas?


    2) Gibt es Empfehlungen für technische Teile, wie Innenfilter, Mist Maker, Licht (kann man vermutlich erst bestimmen, wenn man den Untwasserteil plant?!)?


    3) Wie sieht es mit der Geruchsentwicklung von solchen Paludarien aus? Hier gibt es ein paar Bedenken es könne "müffeln".


    4) Stichwort Pflege: Mir ist klar, dass sich ein solches kleines Ökosystem nicht von alleine hält und einer gewissen Grundpflege bedarf. Gerne!

    Aber wie hoch ist diese wirklich? Ist ohne Tiere ständiger Wasserwechsel nötig? Hat man bei kleineren Wassermengen evtl ganz andere Probleme?

    Hintergrund ist, dass wir auch schon mal ganz gerne verreisen. Das muss natürlich überbrückt werden können.


    Natürlich gibt es noch ganz viele andere Fragen und Themen die man diskutieren kann und ich auch noch muss, aber für einen ersten Start sollte das erstmal reichen.


    Ich würde mich über ein Feedback freuen.

    Vielen Dank.


    BG David

  • Hallo David,


    Ich finde dein Projekt sehr spannend. Mein Terrarium wird auch über ein Rasberry Pi getrackt und gesteuert. Ich hatte auch erst ein Paludarium bauen wollen aber durchaus einen Bewohner haben wollen, wodurch ich dann doch auf ein Terrarium gewechselt habe. Gerade wenn du keinen Landbewohner planst, kannst du viel Stimmungslicht (oder Wettereffekte wie Gewitter) toll mit Leds steuern. Mich hatte das auch extrem gereizt.

    Wenn du aber auch Nebel planst und grundsätzlich auch Beregnung, würde ich das Paludarium komplett schließen, weil dir sonst die Feuchtigkeit extrem schnell entweicht, der Nebel also schnell verschwindet. Gerade in Wohnräumen würde ich da aufpassen, da du dir sonst schnell Schimmel ins Haus holst, wenn da keine gute Raumlüftung (Stoßlüftung) gegeben ist.


    Natürlich beschlägt auch mal eine Scheibe oder hat Wassertropfen drauf sitzen. Spuren hast du danach aber kaum welche, da du gerade bei feineren Düsen (Nebel) kein mineralhaltiges Wasser verwenden solltest. Dadurch hast du also auch keine Ablagerungen an den Wänden.


    Ich hoffe, ich habe dir ein bisschen weiterhelfen können und würde es sehr spannend finden, wenn du uns an deiner weiteren Planung teilhaben lässt. :)

  • Hallo David,


    spannendes Projekt.

    1) Welches Terrarium brauche ich? Grundfläche die zur Verfügung steht wäre entweder 45cm x 45cm oder an einer zweiten Stelle 45cm x 30 cm (b x t)

    Höhe wäre bei beiden maximal 60cm wobei mir das schon fast zu hoch ist.

    Du "brauchst" einfach nur ein Gefäß, das von den Maßen und meinetwegen auch vom Aussehen zu Deinen Vorstellungen passt.

    Also ein wasserdichtes Behältnis (Glas wäre hier klarer Favorit für mich), ebi dem (wenn überhaupt vorhanden) die Lüftung b.z.w. Türen erst in angemessener Höhe (min. 15 cm würde ich schon empfehlen) ansetzen...

    1a) Sollte es offen oder geschlossen sein? Optisch gefallen mir die am besten wo die Front deutlich niedriger ist als die Rückwand und die Seiten schräg zulaufen.

    Geschlossen könnte auch zu beschlagenen Scheiben neigen?

    Ob die Scheiben zum Beschlagen neigen hängt vor allem vom Klima im Paludarium im Verhältnis zur Temperatur außerhalb ab.

    Bei meinem sind die Scheiben noch nie beschlagen, aber ich heitze weder das Wasser noch ist die Luft im Terrarium viel höher als die im Wohnzimmer...


    Und auf die Bemerkung zur Luftfeuchtigkeit (im Hinblick auf Schimmelbildung) von Klexi würde ich hier auch nochmal verweisen.

    Wobei eine Rieselwand da weniger ausmachen dürfte als eine "Fogwall" - trotzdem entweicht natürlich bei einem offenen Beckenimmer mehr Feuchtigkeit in den Raum als bei einem einigermaßen geschlossenen


    Kommt zudem auch noch auf die genaue Auswahl der Pflanzen an, ob ein geschlossenes Terra deutlich sinnvoller ist.

    1b) Wie hoch muss eine solche Frontscheibe mindestens sein, wenn man evtl mal Zwerggarnelen einsetzen will? Minimaler Wasserstand? 10-12cm? Wie viel Bodengrund muss man da noch aufschlagen?

    wie gesagt: 15cm hoch sollte in meinen Augen das absolute Minimum für die Frontscheibe sein.ein paar cm als "Springschutz" zwischen Wassseroberfläche zum Rand müssen'S bei Zwerggarnelen schon sein, Bodnegrundhöhe hängt wiederum von Deinen Gestaltungswünschen ab.

    Viele Aquarienpflanzen kommen auch mit wenig bis gar keinem Bodengrund aus - allerdings sieht man dann halt das Wurzelwerk - das gefällt dem einen mehr, dem anderen weniger.

    1c) Wo findet man diese Terrarien am besten zum Kauf? Oder bastelt man das selbst aus Glas/Plexiglas?

    Es gibt auch Fertig"paludarien" zu kaufen (soweit ich weiß sogar einigermaßen passend zu den Maßen, die Dir vorschweben); aber individueller planen kannst Du natürlich mit einem Selbstbau. Gerade wenn Du zu untengenannter Form tendierst... die musst Du nämlich passend zu Deinen Maßen erstmal finden ;-)

    Glasscheiben bekommt man in allen erdenklichen maßen und formen fertig zugeschnitten beim Glaser und sogar über's Internet.

    Trapez-zuschnite und andere Sonderwünsche sind halt immer bissl teurer.

    Das Ganze mit Silikon zusammenzubauen ist kein Hexenwerk - Du musst halt die Maße richtig planen (ca. 2mm Silikonfugen mit einrechnen) - das Ganze "hübsch" hinzubekommen ist da schon eher die Schwierigkeit. Aber um Unsauberes Silikongeschmiere zu kaschieren, gibt es alle möglichen Tricks und Kniffe.

    2) Gibt es Empfehlungen für technische Teile, wie Innenfilter, Mist Maker, Licht (kann man vermutlich erst bestimmen, wenn man den Untwasserteil plant?!)?

    Kann man insgesamt wohl erst so richtig machen, wenn das Konzept wirklich steht... wieviel Wasserumwälzung wills in etwat Du haben, (Innenfilter benötigst Du übrigens nicht zwingend - eine Pumpe reicht völlig), welche Höhe muss dabei überwunden werden, Welche Temperaturen benötigen Diene Pflanzen - natürlich nicht nur die Wasserpflanzen - welche Lichtintensität wäre für die Pflanzen gut...

    Mit "MIst Maker" meinst Du Ultraschallvernebler? oder was ist das für Dich?

    3) Wie sieht es mit der Geruchsentwicklung von solchen Paludarien aus? Hier gibt es ein paar Bedenken es könne "müffeln".

    Wenn sie "müffeln" läuft irgendetwas schief.

    Die sollten maximal nach Wald nach einem Regenguss riechen...

    4) Stichwort Pflege: Mir ist klar, dass sich ein solches kleines Ökosystem nicht von alleine hält und einer gewissen Grundpflege bedarf. Gerne!

    Aber wie hoch ist diese wirklich? Ist ohne Tiere ständiger Wasserwechsel nötig? Hat man bei kleineren Wassermengen evtl ganz andere Probleme?

    Hintergrund ist, dass wir auch schon mal ganz gerne verreisen. Das muss natürlich überbrückt werden können.

    Wie hoch der Pflegeaufwand ist hängt auch immer vom gesamtkonzept ab.

    Wenn Du es wirklich schaffen solltest, die Wasserversorgung (Rieselwand, Nebler, Beregnung o.ä.) perfekt auf die Bepflanzung anzupassen, ist das quasi ein Selbstläufer (bis auf gelegentliche Gärtnerarbeiten wie ausdünnen und Düngen) - Zum Wasser nachfüllen sollte sich im Urlaub doch jemand finden lassen...


    Ohne Tierbesatz sollte man schon auch regelmäßig das Wasser wechseln, damit der Nährstoffhaushalt im gewünschten und erforderlichen Gleichgewicht bleibt.

    Aber auch hier wieder: die Intervalle hängen nicht zuletzt von Deinem Ehrgeiz ab.

    ein Schwachlichtbecken mit ein paar genügsamen Pflanzen wie Cryptocoryne und Co. verzeiht auch wochenlange Standzeiten recht problemlos.


    Starklichtbecken sind da deutlich schwieriger zu pflegen.


    Letztendlich musst Du Dich da selbst ein bißchen einlesen und später "reinfühlen".

    So ein Aquarium/Terrarium ist ja auch nur so statisch wie der Besitzer möchte. Sowas lässt sich auch immer wieder umgestalten und neu einrichten.

  • Hallo,


    vielen Dank für die ausführlichen Rückmeldungen. Das hilft mir schon mal sehr weiter.


    Also werde ich mich mal auf die Suche nach einem passenden Gehäuse machen, dass dann geschlossen ist.

    Dies erschwert dann natürlich den Selbstbau aufgrund von nötigen Türen (Dreh- oder Schiebetüren).


    An anderer Stelle wurde mir ein Dendrobaten Terrarium empfohlen aufgrund der guten Belüftung und Dichtigkeit im unteren Bereich.

    Allerdings wäre hier im unteren Teil kein wirklich hoher Wasserstand möglich. Aber das wäre dann so und es würde "nur" ein Regenwaldterrarium mit Wasserspiel werden.Leider gibt's die nicht so einfach zu kaufen bzw. kenne ich die Händler noch nicht. (Region Münster(Westf))


    Ich werde meine Augen mal offen halten und weiter planen.

    Das ganze steht und fällt ja mit einem Gehäuse :-D


    Vielen Dank.

  • Dies erschwert dann natürlich den Selbstbau aufgrund von nötigen Türen (Dreh- oder Schiebetüren).

    eigentlich nicht:) gibt für alles passende Bauteile zu kaufen - man muss natürlich auch da aufpassen beim Planen der Zuschnittmaßen...also lieber erst alle BauTeile zusammenstellen und dann den Glaszuschnitt berechnen...


    Ich persönlich finde eine einzelne durchgehende Tür übrigens ansprechender - stört das Bild nicht so, wie eine zweigeteilte. Bei Deiner Breite ginge das auch noch mit einer in Angeln gelagerten.

    Für Schiebetüren braucht man dabei ansonsten auf jeden Fall ausreichend Platz an beiden Seiten der Terrarienfront.

    An anderer Stelle wurde mir ein Dendrobaten Terrarium empfohlen

    Naja - durch die schräge Bodenplatte versumpfen die typischen Dendrobatenterrarien natürlich nicht so schnell - aber Du wolltest doch wenn ich das richtig verstanden habe eigentlich gar keinen Landteil?

    Im Prinzip ist ja ein Paludarium im übrigen gerade eher eine Sumpflandschaft...


    Und die Dendro-Becken haben dann wirklich nur einen recht kleinen Wasseranteil.


    Die Belüftung kannst Du doch bei einem Eigenbau selbstbestimmen...


    P.S.:

    aufgrund der guten Belüftung und Dichtigkeit im unteren Bereich.

    dicht sind andere Glasterrarien auch im unteren Bereich - besonders natürlich wenn sie ohnehin als Paludarium beworben werden.


    Und auch da_ hättest Du ja beim Eigenbau selbst in der Hand.