Jemenchamäleon baut nach OP rapide ab

  • Liebe Community,


    das ist mein erster Beitrag. Leider kein erfreulicher. Ich weiß, Ferndiagnosen sind schwer zu treffen, aber vielleicht fällt Euch noch etwas ein, was ich oder der TA bisher noch nicht bedacht haben. Ich bin für jeden Ratschlag dankbar, wenn es nicht schon zu spät ist. :(


    Meinem Jemenchamäleon (Weibchen, mögl. 9 oder 10 Monate alt) geht es sehr sehr schlecht. Angefangen hat es mit einer Erkältung/ Beginn einer Lungenentzündung (?), was sich durch tiefes Ein- und Ausatmen, Schlucken u. Ä. bemerkbar machte (ca. vor 3-4 Wochen). Zudem hatte sie ab und an stark geschwollene Augen (als ob sich dort Wasser gebildet hätte) und auch sonst hatte sie einen sehr dicken Bauch. Wir hatten schon länger den Verdacht, dass sie Eier produzierte und hatten demenstprechend alles vorbereitet (Eimer voll Erde/Sandgemisch, schön feucht, perfekt zum Graben, etc.), aber sie machte keine Anstalten. Stattdessen saß sie den ganzen Tag unter ihrer Wärmelampe, schläfrig, appetitlos. NICHT GUT, also ab zum TA.


    Der Tierarzt (reptilienkundig, steht auch hier in der Liste) hat den Verdacht bestätigt: Beginn einer Lungenentzündung + Eierbildung, wahrscheinlich Wachseier (per Ultraschall zu erkennen gewesen), wahrscheinlich entzündet + Wurmbefall (KEINE Kokzidien). Wie ist es dazu gekommen? Dazu muss ich sagen, es ist ganz klar unsere Schuld. Da gibt es nichts zu beschönigen. Und das macht mich umso trauriger, weil wir als Reptilienanfänger es hätten langsam angehen sollen, anstatt gleich mit einem Chamäleon anzufangen. Wir haben sie ganz klar überfüttert. Wir hatten in diversen Foren gelesen und auch der Züchter sagte uns, dass wir sie bis zu 6 Monaten jeden Tag füttern dürfen. Das haben wir gemacht, dann 1 Fastentag eingeführt und das Futter reduziert. Das war schon der erste Fehler, denn sie hatte trotzdem sehr früh (sie ist noch nicht mal 1 Jahr alt!) Eier gebildet. Bei Weibchen muss man von Anfang an extrem sparsam füttern, das haben wir zu spät gemerkt. Der zweite Fehler: Im Herbst hatten wir sie noch draußen auf den Balkon im Gazeterra gehalten, als es noch paar schöne Sonnentage gab. Leider war es auch teilw. sehr windig. Wahrscheindlich hatte sie sich da einen Zug geholt, ich weiß es nicht. Und wir hatten zu schwache Wärmelampen. Jetzt haben wir 1xPflanzen-Tageslicht (exo Terra), 1x 25w (exo Terra), 1x 50w (exo Terra), 1x 75w (Trixie) und 1x neue Bright Sun Desert 75w und bestrahlen sie 1x Tag mit Osram Vitalux 300w (langsam aufgebaut, jetzt 30min am Tag, 1m Abstand). Den Wurmbefall hatte sie wohl schon vom Züchter mitgebracht... Wir haben das komplette Terra desinfiziert, aber bei der letzten Kotuntersuchung wurden immer noch Würmer gefunden.

    Der TA hatte uns dazu geraten, die Eier operativ zu entfernen inkl. Eierstöcke. Sie würde es nicht mehr alleine schaffen. Erst hatte sie uns aber Antibiotika gegen die Erkältung verschrieben, Wurmkur und Calcium gespritzt und gemeint, dass sie für die OP erst wieder fit werden sollte. Das Antibiotika haben wir 1 1/2 Wochen verabreicht und es ging ihr deutlich besser. Sie war auch sehr kräftig, musste allerdings paar Mal zwangsernährt werden, weil sie das Futter verweigert hatte (ihr Bauch war auch wirklich proppe voll). Ansonsten war sie zwar lustlos, aber stabil und kräftig.


    Dann hatte sie letzten Montag (09.12.) die OP. Die Eier waren tatsächlich entzündet und mussten dringend raus. Sie hat 1/3 ihres Körpergewichts verloren. Sie hat die OP aber gut überstanden und wir durften sie am Abend wieder abholen. Die Wärmelampe sollten wir Nachts anlassen und sie in ein kleines Terra umsiedeln. Tja und seitdem geht es immer weiter bergab. Kurze Beschreibung der aktuellen Situation:


    - Montag nach der OP: ziemlich bewegungsunfähig, sehr blasse Farbe, aber sehr durstig (laut TA normal, wegen der Narkose o. Ä.)


    - Medikamente: 0,04 mg Antibiotika (Veraflox) und 0,04 mg Schmerzmittel (Metacam) => das Schmerzmittel wurde am 14.12. abgesetzt, das Antibiotikum heute (warum erzähle ich gleich)


    - Dienstag/Mittwoch: ihr ging es schon deutlich besser, sie war schon viel grüner, hat Gurke genascht, sie wollte eine Made fressen, konnte sie aber nicht runterschlucken. Sie hatte wirklich Kraft und versuchte sie runterzukriegen, aber dann hatte sie aufgegeben. Ihr ganzer Mundraum war mit einem Schleimfilm bedeckt. Ich habe keine Ahnung, warum sie das Futter nicht runterkekriegt hat. Sie hatte aber selbst Wasser aufgenommen, sich ein wenig im Glasterra bewegt (aber noch sehr steif), war ein wenig schläfrig. Nachts haben wir die Wärmelampe angelassen. Aber ab Mittwoch machten wir die Lampe Nachts für paar Stunden aus, damit sie wieder "normal" schlafen konnte


    - Donnerstag/Freitag: Wieder schlechter, hat sich kaum bewegt, hat am Tag viel geschlafen, haben sie zwangsernährt (Breigemisch vom TA + Calciumpulver). Wir haben bemerkt, dass sie mit ihren Vorderbeinen nicht greifen kann (konnte sie seit der OP nicht), die Hinterbeine sind top. Sie kann sich vorne auch nicht halten, weshalb sie vorne mit der Brust auf dem Boden liegt. Der TA meinte, dass sie im Vorderbrein die Narkosespritze bekommen hat und deswegen evtl. Schmerzen hätte und nicht richtig laufen könne. Die Vorderbeine wirken wie gelähmt und sind bis heute nicht besser geworden! Ab Freitag fing sie wieder an schwerer zu atmen...


    - Samstag: Wir dachten, vielleicht kriegt sie in diesem kleinen, blöden Glasterra schlecht Luft und haben sie morgens wieder in ihr Gazeterra umgesiedelt (ist von 2 1/2 Seiten mit Plexiglas verschlossen, der Rest Gaze, am Boden mit Zewa ausgelegt, kleine Ästchen und Erhöhungen, Blätter zum Schutz ausgelegt). Dort hatte sie sich erstmal umgeschaut (war zum ersten Mal wieder wacher) und wollte auf die Pflanze hoch, ein gutes Zeichen! Hatte sie aber wegen ihren Vorderbeinen nicht geschafft. Sie hatte auch wieder Gurke fressen wollen, aber sie hat es nicht runterschlucken können. Wir geben ihr regelmäßig Wasser, ab und zu das Breigemisch (abwechselnd mit Vitaminpulver Reptivite ohne D3 und Nekton MSA mit Vitamin D3). Später am Nachmittag ging es rapide schlechter, sie schlief wieder viel, wurde immer blasser, bewegte sich kaum, war völlig desinteressiert, atmete schwer, schluckte.

    - Sonntag (gestern): Sehr schwach. Sie hatte den ganzen Tag geschlafen, widerwillig Wasser und Brei aufgenommen, war sehr blass, lag völlig erschöpft in der Ecke. Am Abend hatte sie sich übergeben: Gurkenstückchen und Brei. Vorderbeine weiterhin gelähmt.


    - Heute: Morgens war sie für eine kurze Zeit wacher, hatte sich umgeschaut, aber seit paar Stunden hat sie wieder nur noch die Augen zu, liegt vorne auf der Brust, hält sich hinten mit den Hinterbeinen, ist meiner Meinung nach noch blasser geworden. Atmet ab und an schwer, macht dabei Geräusche. Sieht hoffnungslos aus, oder? Ich habe ihr heute Morgen kein Antibiotika mehr gegeben, weil sie sich gestern übergeben hatte und es sein kann, dass sie schon zu lange mit Medikamente vollgestopft wird und sie es nicht mehr verträgt? Jetzt schaut sie bisschen, Körpertemperatur 30°, faucht mich an, weil ich mit dem Handy Bilder mache. ;) Schaut Euch die Bilder an... Eins von heute (wirkt auf dem Bild grüner als sie ist) und zwei vom 14.12. (Glasterra, man sieht ihre Vorderbeinchen schlaff runterhängen).


    Um 16 Uhr haben wir wieder einen Termin beim TA. Ich hoffe, er kann ihr noch helfen... Und vielleicht habt ihr noch einen Rat? Ich weiß nicht mehr weiter.


    Hier noch die Daten im Überblick:

    Art/Gattung: Jemenchamäleon (weiblich)

    Alter: 9 oder 10 Monate (mit 3 Monaten erhalten)

    WF oder NZ: Was ist damit gemeint?

    Terrariengröße HxBxT: 90x60x60 (Übergangsterra)

    Luftfeuchtigkeit: tagsüber 50-60%, nachts ~ 70%

    Temperaturen oben - unten - Sonnenplatz: oben 30-33°, unten 25-28° (sie liegt aber auf dem Terraboden mit einigen Erhöhungen)

    Bodengrund: aktuell Zewa

    Beleuchtung (genaue Bezeichnung): 1xPflanzen-Tageslicht (exo Terra), 1x 25w (exo Terra), 1x 50w (exo Terra), 1x 75w (Trixie) und 1x neue Bright Sun Desert 75w und 1x Tag Osram Vitalux 300w Bestrahlung

    Supplementierung: täglich Calcium-Pulver, im Wechsel Reptitive ohne D3, Nekton-MSA mit D3 (Nekton-Vitamin-Präparat haben wir auf Rat des TA bestellt)

  • Hallo,


    ich weiß, es war zu viel Text.


    Falls es aber jdm. interessiert: Sie hat einen Pilzbefall (Mykose). Das Antibiotikum hat die Ausbreitung natürlich begünstigt... Der Pilz hat bereits innere Organe angefallen, es sieht also sehr schlecht aus.:(


    Hatte jdm. ähnliche Erfahrungen? Die Ärztin meinte, wenn sie es die nächsten zwei Tage übersteht, dann haben wir verdammt viel Glück... Ich bin so unfassbar traurig

  • ich weiß, es war zu viel Text.

    Keineswegs. Es ist nur so, daß nicht permanent User online sind, die in kürzester Zeit aus eigener Erfahrung mit vergleichbaren Fällen darüber berichten und Ratschläge geben könnten. Das Tier ist bei einem reptilienkundigen Tierarzt in Behandlung, alles weitere sollte also dem überlassen bleiben. Im Zweifelsfall holt man sich eine zweite Meinung bei einem ebenfalls reptilienkundigen Tierarzt ein, sofern man dem Tier den erneuten Stress zumuten mag. Mir fällt spontan nur ein Tierarzt ein, der speziell für Chamäleons zu empfehlen ist. Keine Ahnung wo Du wohnst, und ob Dr. Klingberg für Dich erreichbar wäre.


    In diesem Fall bin ich also keine Hilfe. Wo ich jedoch helfen kann, ist beim Thema Terrarientechnik. Würdest Du sämtliche Leuchtmittel nochmal konkreter beim Namen nennen? Auch wenn das Übergangsterrarium recht klein ist, sehe ich anhand der bisherigen Infos noch Verbesserungsbedarf.


    btw: WF steht für Wildfang, NZ für Nachzucht. Du hast garantiert eine Nachzucht, wenn auch mit unzureichenden Papieren. Wären die einwandfrei, wüsstest Du das genaue Alter.

  • Hallo Kiki,


    ich habe mit großem Interesse und Deinen ausführlichen Text gelesen und wollte nachfragen, wie es der jungen Dame geht. Hat sie die letzten beiden Tage überlebt?


    Leider kann ich nichts Schlaues beitragen, tut mir leid.

    Wäre es ein Mensch oder Säuger, würden mir vielleicht ein paar Dinge einfallen, insbesondere die neurologischen Ausfälle betreffend, aber beim Reptil muss ich leider passen.


    Ich drücke Euch in jedem Falle die Daumen und hoffe auf das, was für die Hübsche in dieser Situation das Beste ist.


    Liebe Grüße,

    Tanja

  • Hallo Erdbähr, hallo Tanja,


    vielen Dank für Eure Antworten.


    Unser Sorgenkind lebt noch, aber ihr Zustand ist weiterhin kritisch. Sie ist unter der Obhut der Tierärztin, ich kann also nur das wiedergeben, was sie uns per Telefon mitgeteilt hat: Es ist ein auf und ab, mal ist sie wacher, dann wieder schläfrig. Ihre Vorderbeine kann sie immer noch nicht bewegen, aber sie atmet nicht mehr so schwer. Der Pilzbelag im Maul wird auch zunehmend weniger. Eigentlich erfreulich. Aber ich glaube, wir sollten uns da nicht zu früh freuen.


    Am liebsten hätte ich sie hier bei mir Zuhause, aber die TA meinte, es sei noch zu früh. Die Therapie würde sie am Freitag pausieren, weil das Medikament wohl ziemlich arg die Leber belastet. Spätestens dann werde ich darauf bestehen, sie wieder mitnehmen zu dürfen. Die Ärztin macht sich ein wenig Vorwürfe, dass sie uns das Chamäleon nach der OP so früh mitgegeben hatte. Ja das stimmt, aber ich kann und will mein Tier jetzt nicht wochenlang beim TA lassen. Zumal ich mir bei ihr wirklich sehr viel Zeit nehme, wenn es z. B. um Futter- oder Wassergabe geht. So stressfrei wie möglich eben. Und hier ist auch ihre gewohnte Umgebung.


    Nun, wir werden sehen wie es weitergeht. Heute morgen klang der Anruf optimistischer, heute Abend wiederrum nicht mehr. Auf die Frage, wann eine Besserung eintreten müsste, konnte die Ärztin mir keine Antwort geben. Ursprünglich hatte sie ja gemeint, dass nur die ersten zwei Tage so kritisch wären. Jetzt zieht sich das alles in die Länge.


    Habt ihr irgendwelche Erfahrungen, wie lange ein Chamäleon braucht um sich zu regenerieret? Gibt es überhaupt noch Hoffnung, wenn es bereits so stark mit Medikamenten über einen so langen Zeitraum belastet wurde? Ich bin wirklich ratlos und ziemlich niedergeschlagen. Was ist, wenn ihr die ganzen Medikamente noch mehr zusetzen? Oder ist es so, dass wenn sie es einmal übersteht, alles wieder i. O. ist?


    Ich habe schon öfters gelesen, dass es viele Chamäleons nicht schaffen, wenn sie bereits einen ziemlich kritischen Zustand erreicht haben. Kann das jdm. wiederlegen? Eine positive Story würde mir jetzt wirklich gut tun.


    VG

    Kiki


    Erdbähr :
    Hamburg ist leider viel zu weit weg, ich komme aus Rheinland-Pfalz.


    Auf dein Angebot, mir bei der Terrarienausstattung zu helfen, komme ich sehr gerne zurück. Allerdings möchte ich jetzt erstmal abwarten, ob sie es überhaupt schafft. Denn wenn nicht, werde ich mir kein weiteres Chamäleon mehr anschaffen.


    Und danke für die Begriffserklärung. Von meinem Züchter bin ich mittlerweile auch sehr enttäuscht. Seine Beratung war im Nachhinein mehr als schlecht. Er hat nur das große Geld gesehen. Nie wieder.

  • Er hat nur das große Geld gesehen.

    Das hat zwar mit dem Thema nichts zu tun, aber mit dem Verkauf eines Jemenchamäleons scheffelt niemand das "große Geld". Es sei denn, ihr habt Euch von derselben Person zusätzlich ein ungeeignetes Terrarium mit ungeeigneter technischer Ausstattung für utopisch viel Geld aufschwatzen lassen.


    Ich kann durchaus nachvollziehen, daß Du jetzt nicht noch in neue Leuchtmittel investieren möchtest, wo die Zukunft des Tieres ungewiss ist. Aber andersherum: optimale Haltungsparameter wären schon wichtig, wenn Euer Chamäleon zu Euch zurückkommen sollte. Nenn doch wenigstens die Leuchtmittel beim Namen, damit man Verbesserungsvorschläge machen kann, selbst wenn diese nicht mehr in die Tat umgesetzt werden müss(t)en. Immerhin hättest Du dann noch etwas gelernt, selbst wenn Du nie wieder ein Chamäleon anschaffen solltest.