Guter Zoohandel, böser Zoohandel?

  • Es gibt verschiedene Onlinehändler, die diverse Arten an Vogelspinnen anbieten, außerdem auch viele Privatverkäufer, die man über Kleinanzeigen findet. Einfach mal googeln. Abholen hat natürlich den Vorteil, daß Du das Tier vorher sehen kannst. Zooläden haben meist eine sehr begrenzte Auswahl und (meiner Meinung nach) unverschämte Preise. Meine Caribena versicolor (Privatkauf aus einer Online-Kleinanzeigenseite) 2-3 FH hat z.B. 8€ gekostet. Gleiche Art und Größe sah ich vor ein paar Tagen bei Fressnapf für 25€.
    Am wichtigsten wäre natürlich erstmal, sich für eine Art festzulegen. Hast Du da schon eine Vorstellung?

  • Zooläden haben meist eine sehr begrenzte Auswahl und (meiner Meinung nach) unverschämte Preise.

    ziemlich unüberlegte Aussage, finden Sie nicht? Ich vermute mal, Sie arbeiten und werden dafür auch bezahlt, damit Sie damit u.a. Ihre Miete zahlen können? Warum sollte das bei einem Zoohändler anders sein? Soll der von Luft und Liebe leben? Auch lebende Tiere unterliegen nun mal der für den Laden notwendigen Kalkulation.

  • ziemlich unüberlegte Aussage, finden Sie nicht?

    Nicht wirklich. Verglichen mit anderen gewerblichen (nicht privaten) Verkäufern, den relativ geringen Beschaffungskosten und sehr geringen Unterhaltskosten, ist die Spanne zwischen EK und VK doch schon sehr groß. Wenn man dann noch dazu nimmt, daß erfahrungsgemäß viele der Verkäufer nicht viel über die richtige Haltung zu berichten haben, kann man auch gleich direkt zum Züchter.

  • Nicht wirklich. Verglichen mit anderen gewerblichen (nicht privaten) Verkäufern, den relativ geringen Beschaffungskosten und sehr geringen Unterhaltskosten, ist die Spanne zwischen EK und VK doch schon sehr groß. Wenn man dann noch dazu nimmt, daß erfahrungsgemäß viele der Verkäufer nicht viel über die richtige Haltung zu berichten haben, kann man auch gleich direkt zum Züchter.

    …..mit anderen Worten, sie wissen nichts über erforderliche wirtschaftliche Vorraussetzungen und kalkulatorische Grundregeln, gleich in welchem Geschäft. Ihre Aussage über "unverschämte" Preise halte ich daher für sehr gewagt. Im übrigen wurde meinerseits nicht darüber gesprochen, ob man in in einem Zoogeschäft auch immer die erforderliche Beratung erwarten kann.

  • Hier abgetrennt. Alles weitere zum Thema guter Zoohandel, böser Zoohandel, überteuerter Zoohandel und betriebswirtschaftliche Aspekte wird bitte an dieser Stelle fortgeführt.


    Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung.

    Ja, so manches im Handel angebotene Tier wirkt unverhältnismäßig teuer, im direkten Vergleich zu privaten Züchtern oder gewerblichen Anbietern ohne Ladengeschäft und Personal. Ja, so mancher Zoohandelsmitarbeiter hat keine Ahnung von den Tieren, die er da verkaufen und wo er mit Fachwissen beraten soll(te).

    Ebenso ja, nicht jeder hat eine kaufmännische Ausbildung genossen, oder verfügt über irgendeine Qualifikation darüber hinaus. Daher können viele Menschen unmöglich wissen oder nur ahnen, mit welchen laufenden Kosten eine Zoohandlung ihre Verkaufspreise kalkulieren MUSS.


    Da ich selbst das eine oder andere Jahr im Handel und zuletzt der Buchhaltung tätig war, sind mir Theorie und Praxis natürlich bekannt. Das ist aber nicht zwingend notwendig, um seine persönliche Meinung zu etwas äussern zu dürfen. Terraron ist kein Buchhalterforum, und es muß auch niemand seinen Lebenslauf vorlegen, der sich irgendwo zu Wort melden möchte. Fachkenntnis wäre zwar schön, aber wie gesagt...


    Meine ganz persönliche Meinung: unter'm Strich verdient keine Zoohandlung am Tierverkauf, es wird eher draufgezahlt, je länger die Viecher da rumsitzen und auf Käufer warten.

  • Meine ganz persönliche Meinung: unter'm Strich verdient keine Zoohandlung am Tierverkauf, es wird eher draufgezahlt, je länger die Viecher da rumsitzen und auf Käufer warten.

    Weshalb auch häufig sehr "auf Krampf" und an fast jeden alles verkauft wird bzw. dem Kunden das erzählt was er gerne zum Tier/ dessen Haltung hören will. Und/ oder es werden die Haltungsbedingungen eben so angepasst, dass sie nicht viel Geld verschlingen. Verteufeln sollte man den Zoofachhandel/Zoofachgeschäfte aber auch nicht, es gibt auch sehr verantwortungsbewusste Verkäufer, Läden etc. in dieser Branche. Man kann meiner Meinung nach da nichts pauschalisieren oder aus Prinzip verteufeln. Pech kann man immer haben, Glück aber auch... ;)

    Mfg

    Michel

    Wie gut, dass mich keiner denken hören kann ... ;)

  • Und/ oder es werden die Haltungsbedingungen eben so angepasst, dass sie nicht viel Geld verschlingen.

    Meist wird die Beratung dahingehend angepasst, daß der Interessent alles "notwendige" direkt vor Ort kaufen kann.

    es gibt auch sehr verantwortungsbewusste Verkäufer, Läden etc. in dieser Branche.

    Die gibt es garantiert auch heute noch. In der Vergangenheit habe ich jedoch gerade diejenigen am grandiosesten scheitern sehen, die sich von allen anderen abheben und alles "besser" machen wollten.

  • Sollte die Diskussion jetzt wirklich durch das Wort "unverschämt" entstanden sein, entschuldige ich mich für meine Wortwahl und ändere den Satz in "Zooläden haben meist eine sehr begrenzte Auswahl und hohe Preise." Die Kernaussage sollte eigentlich sein, daß es verschiede Anbieter gibt, die ich auch aufzählte. Da der Fragesteller eh erwog nicht im Zoogeschäft zu kaufen, habe ich nur weitere Punkte aufgezählt, die dagegen sprechen könnten. Vor allem für jemanden, der komplett neu in dem Bereich zu sein scheint.


    Zum neuen Thema: Auch ich hab in jungen Jahren schon Tiere in Zoogeschäften gekauft und kaufe meine Futtertiere immer noch dort. Bei Haustieren bin ich inzwischen zu Tierheimen übergegangen oder im Falle der Spinnen von privat. Ich verurteile jedoch weder Menschen, die dort Tiere kaufen, noch Menschen die dort arbeiten. Ich schließe auch nicht aus, wieder in einer Zoohandlung Tiere zu kaufen und mir ist auch vollkommen klar, wie diese Preise zustande kommen. Dank Mischkalkulation wird natürlich kein Zooladen reich am Verkauf der Spinnen, trotzdem vermute ich, daß die Gewinnspanne bei ihnen recht hoch ist.

    Das gute an höheren Preisen bei Tieren ist, daß es hoffentlich Spontankäufe einschränkt. Viele Menschen gehen nunmal über den Preis.


    Ich bin keinesfalls ein Beführworter von Dumpingpreisen bei Tieren, Wühltischwelpen oder ähnlichem. Nicht, daß das so rüberkam. Mir ist z.B. klar, daß was nicht stimmen kann, wenn man für einen Hundewelpen nur 400/500€ zahlen soll, aber in besagtem Beispiel ging es nunmal um Spinnen. Man verpaart die Elterntiere, im Kokon sind je nach Art oft mehrere hundert Eier und die Spiderlinge brauchen (je nach Art natürlich; es gibt auch schwierigere Arten) kaum etwas. Klingt nach nicht viel Kosten bzw. Aufwand. Natürlich müssen andere Kosten gedeckt werden und es ist auch logisch, daß jedes Produkt (ob Tier oder sonstiges) teurer wird, je mehr Zwischenhändler es durchläuft.


    Und selbstverständlich gibt es auch bei Zooläden qualitative Unterschiede. Ich wollte und werde sie keineswegs alle über einen Kamm scheren.

    Auch hier kann ich nur persönliche Erfahrungen einbringen: Als ich 14 war, machte ich ein Schülerpraktikum in einem Zoogeschäft. Ich sollte mich um die Tiere (Hauptsächlich Nager und Vögel) kümmern, erhielt aber keinerlei Einweisung. Im Hinterzimmer stand ein Käfig mit Babymäusen (keine Futtertiere), die noch zu jung zum Verkaufen waren und in dem Raum wurde permanent geraucht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das gut für die Tiere war.

    In einem Zoogeschäft wurden mir Weibchen als Männchen verkauft. Naiv habe ich drauf vertraut, daß das stimmt (da war ich etwa im selben Alter) und stellte später fest, daß es Weibchen waren. Zum Glück hatten wenigstens beide Tiere das gleiche Geschlecht.

    Natürlich stehen diese Beispiele nicht für alle Zooläden, aber in erster Linie wollen sie nunmal verkaufen. Das ist ja auch vollkommen verständlich. Ich unterstelle nichtmal, daß wissentlich falsche bzw. ungenügende Artikel zusammen mit den Tieren verkauft werden, aber die meisten der Angestellten sind nunmal Kaufmänner und keine Tierpfleger.


    Ich persönlich würde also Anfängern immer dazu raten, jemanden mitzunehmen, der sich mit der Haltung des gewünschten Tieres auskennt, wenn man denn in einer Zoohandlung kaufen will.

  • Ich persönlich würde also Anfängern immer dazu raten, jemanden mitzunehmen, der sich mit der Haltung des gewünschten Tieres auskennt, wenn man denn in einer Zoohandlung kaufen will.

    Das sollte für jeden Tierkauf gelten, egal aus welcher Quelle, egal welches Tier.


    Die Zeiten der Reptilienabteilungen in Baumärkten scheinen glücklicherweise vorbei zu sein, unüberlegte Spontankäufe wird es aber auch weiterhin geben. Verkäufer im Handel achten seltenst auf die potentielle Eignung eines Interessenten. Gewissenhafte Privatleute und -züchter vielleicht einmal öfter, ohne diese nun in den Himmel loben zu wollen.


    Zoohandlungen die auf Profit aus sind, versuchen auf Teufel komm raus Zubehör zu verkaufen, nicht Tiere. Am Zubehör verdienen sie mehr.


    Beispiel: long time ago, ich habe auf deren Nachfrage Nager an eine Zoohandlung abgegeben. 2,50 Euro pro Tier habe ich bekommen. 10 Euro war der Verkaufspreis im Laden. Die Märchensteuer vergessen eh die meisten. Dann wurden die Tiere nachweislich in Quarantäne gehalten. Die Tiere mußten währenddessen gefüttert werden, ebenso von der Zeit vom umsetzen in die Verkaufsanlage bis zum Verkauf. Der Händler bot aus Kulanz eine Garantie - wenn im Zeitraum x nach dem Kauf etwas unvorhersehbares sein sollte, übernimmt ein Vertragstierarzt die Behandlung und der Händler die Kosten. Die Verkaufsfläche zieht Kosten nach sich, das Personal zieht Kosten nach sich, über Personalnebenkosten denkt wiederum kein potentieller Käufer nach, und so weiter. Was verdient der Händler an einem Nager, der für 2,50 gekauft und für 10 Euro verkauft wurde? Nichts! Verdient wird mit dem Zubehör. Bei Reptilien ist das nicht viel anders.

    Zu Amphibien ebenso ein Beispiel: Cynops orientalis, adulte Wildfänge für 6,99 Euro VK. Ebenso die "Garantie" mit dem Vertragstierarzt für einen Zeitraum x nach dem Kauf. Quarantäne, Unterbringung, Fütterung, wo soll da auch nur ein einziger cent Gewinn möglich sein? Tierhandlungen verdienen an den meisten Tieren nichts und sollten für ihre Preise nicht verteufelt werden. Es ist aber vollkommen ok darauf hinzuweisen, daß es auch günstiger geht, und der Handel i.d.R. nur von den Kunden lebt, die auch massig Zubehör mitnehmen, oder dieses regelmäßig nachkaufen.

  • und sollten für ihre Preise nicht verteufelt werden.

    Das war, wie gesagt, gar nicht meine Absicht und ich habe mich inzwischen hoffentlich verständlicher ausgedrückt.


    Ebenso die "Garantie" mit dem Vertragstierarzt für einen Zeitraum x nach dem Kauf.

    Auch das ist nicht selbstverständlich und spricht ja eher für den Laden. Ich kenne aus dem Bekanntenkreis einen Fall, da verstarb ein Meerschwein wenige Tage nach dem Kauf, da hatte der Käufer halt Pech gehabt.

    Ich denke man findet bei jeder Bezugsquelle Negativbeispiele. Ob das Zoohandlungen, Züchter, Vermehrer, Tierheime,... sind. Und genauso gibt es auch positive Berichte darüber. Wie bei allen Dingen sollte man einen kritischen Blick bewahren und im Zweifel lieber nicht gleich zugreifen.

  • Ich denke man findet bei jeder Bezugsquelle Negativbeispiele. Ob das Zoohandlungen, Züchter, Vermehrer, Tierheime,... sind. Und genauso gibt es auch positive Berichte darüber.

    Vollkommen richtig. Es ist nur leider so, daß den Menschen negatives eher im Gedächtnis bleibt.


    Und gerade bei sämtlichen Internetquellen wird häufig schlicht nachgeplappert, ohne, daß man selbst je negative Erfahrungen gemacht hätte. Somit gilt der Zoohandel oft ganz pauschal als furchtbar böse no-go-area.

  • In München Preis für eine VS bis 100 €. Das ist schon eher Abzocke und keine Kalkulation aufgrund von Betriebskosten.


    Somit gilt der Zoohandel oft ganz pauschal als furchtbar böse no-go-area.

    Nicht nur böse sondern oftmals fast schon extrem inkompetent. Da hilft auch keine Sachkundeschulung. Wenn ein sogenannter "Zoofachverkäufer" nur Bezug zu Goldhamster und Wellensittich hat, kann er aufgrund Mangels eigener Erfahrung kaum was zur Terraristik sagen.

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    "Magst du das Kribbeln in deinem Nacken? - "Jaaa!" - "Gut, dann lasse ich die Vogelspinne da sitzen."

  • Wenn wir über Preise sprechen, dann bitte nicht nur eine möglichst hohe Summe als schlechtes Beispiel nennen, sondern idealerweise auch Gattung, Art, Geschlecht und Größe/FH. Ich habe von Vogelspinnen nicht sooo viel Ahnung, weil ich Spinnen ganz allgemein furchtbar finde. Aber selbst ich weiß, daß 100 Euro für eine (sub)adulte Theraphosa blondi oder Aphonopelma bicoloratum (nicht nur im Zoohandel) ein ziemliches Schnäppchen wäre , während der selbe Preis für eine Pterinochilus murinus lächerlich hoch ist.


    Niemand zweifelt an der Ursache des schlechten Rufes, den der Zoohandel in der Terraristik überwiegend hat. Gerade zu Zeiten des großen Terraristikbooms, der bekanntlich bereits seit Jahren stark abflaut, war klar, daß keine Zoohandlung sich kundiges Personal für Reptilien, Amphibien und Wirbellose aus dem Hut zaubern konnte. Schlechte Beratung und der Verkauf von Gott weiß was ist das traurige Resultat. Wir hatten ja gerade erst wieder ein "schönes" Beispiel dafür.

    Doch seien wir konsequent, Inkompetenz, wie Du es bezeichnest, beginnt und endet nicht bei den Terraristikabteilungen der Zoohandlungen, sondern umfasst Goldhamster und Wellensittich ebenso wie das restliche Sortiment, egal ob lebende Tiere, Futter oder Zubehör.

    Bleiben wir konsequent: nicht jeder Mitarbeiter jeder Zoohandlung ist unfähig, nicht alles ist schlecht. Bei weitem nicht.