Phelsuma standingi Sorgenkind?

  • Hallo Zusammen,


    Schon lange halte und züchte ich allerlei tropische Insekten und Wirbellose allgemein. Allerdings bin recht neu in der Reptilienhaltung und kam etwa Mitte letzten Jahres mehr oder weniger freiwillig auf den Gecko. Die Geschichte ist recht lang, aber führt hoffentlich zu etwas Verständnis eurerseits. Lest sie euch also bitte erst durch und reißt mir danach möglichst nicht den Kopf ab, okay? ;)


    Es handelt sich bei besagtem Tier um ein relativ junges Phelsuma sandingi Weibchen (laut Vorbesitzer ein Männchen, ich will mich nicht festlegen), welches sich dieser, einer meiner "Freunde", ein Jahr zuvor zusammen mit den Elterntieren, scheinbar ohne jegliches Wissen um tiergerechte Haltung, anschaffte. Sie lebten in einem viel zu kleinen und einfach ungeeigneten Terrarium (ca. 40x60x40 HxBxT für drei Tiere), weshalb es vom Männchen wohl zu äußerst aggressivem Verhalten gegenüber dem Jungtier kam.
    Als ich es das erste Mal sah, hatte es gerade den Schwanz abgeworfen. Die Wunde war noch frisch, das Tier hatte ohnehin eine Menge offene Stellen und Wunden, die später nur langsam abheilten, und war faktisch nur Haut und Knochen.
    Dies lag vor allem daran, dass sie Im Verlauf der Nächsten Monate, während der Schwanz nachzuwachsen begann, viele unmögliche "Terrarien" in der Biologiesammlung unserer Schule behausen musste. Alle, ob durch spitze Schrauben im Inneren oder viel zu heiße ungeschützte Leuchten, waren absolut inakzeptabel und noch viel kleiner. Auch die Versorgung war bestenfalls mangelhaft.
    Zwischendurch entkam sie und war für etwa zwei Wochen verschwunden. In den darauf folgenden Schulferien konnte sie natürlich nicht dort bleiben und musste wieder zum aggressiven Männchen. All die wenige Heilung war umsonst, denn hinterher war sie wieder wie zuvor, wenn nicht gar schlimmer: kein Schwanz, viele Wunden, komplett abgemagert... ;(


    Einige weitere Aspekte hätten den Rahmen der Erzählung noch mehr gesprengt, als ich es bereits getan habe, aber man merkt... dem Tier ging es echt schlecht!


    Irgendwann konnte ich das nicht mehr mit ansehen und bat meinen "Freund", mich um das Tier kümmern zu dürfen, während er ein Jahr lang im Ausland ist. Was aus den Elterntieren geworden ist weiß ich leider nicht, aber fest steht, dass es der Kleinen nie wieder so gehen soll!


    Ich habe mich also kräftig belesen und überall informiert um ein gutes Zuhause zu bieten. Dennoch bin ich nicht ganz sicher, ob alles so passt und hätte gerne eure Meinung zu meinem jetzigen Setup. Natürlich ist das nicht die finale Lösung und es gibt noch viel zu verbessern, aber es ist um Längen besser als alles, was sie zuvor bewohnte, habt also bitte etwas Nachsicht mit mir. 8o


    Die Dame wohnt momentan in einem meiner größeren Terrarien (80x60x40 HxBxT) mit einigen Kletterästen und Pflanzen, sowie einer Korkröhre. Die Beleuchtung besteht aus einer T8 Leuchtstoffröhre und einer UV-Leuchte, die für einen Sonnenspot mit etwa 35°C sorgt. Am Morgen sind am Boden etwa 21°C, die über den Tag auf etwa 23°C steigen. Demnach sind oben durchschnittlich 26-28°C. Die Feuchtigkeit ist aufgrund der Pflanzen bei 50-60%, wenn ich gieße natürlich deutlich mehr.
    Alle zwei bis drei Tage bekommt sie zwei subadulte- bzw. eine adulte Blaptica dubia (ggf. mit etwas Calcium bestäubt) und etwa alle zehn Tage einen halben Babybrei-Eiswürfel (Mango). Am Boden ist auch eine Wasserschale, in die sie oft Erde wirft. :D


    Die Wunden sind schon lange verheilt, ganz so dünn ist sie auch nicht mehr (evtl. schon zu dick?), aber leider ist der Schwanz damals aufgrund der schlechten Umstände nur so halb nachgewachsen.


    Jetzt interessiert mich auch eure Meinung. Passt das vorerst so bzw. was kann ich noch verbessern? Ich werde die Tage auf jeden Fall noch für ein horizontales Versteck z.B. ein Bambusrohr und noch mehr Äste im oberen Bereich sorgen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass Gecko gestresst ist, denn sie ist relativ grau. Vielleicht gehört das ja auch so...:D


    Vielen Dank für eure Hilfe! ^^


    MfG,


    Leo

  • Da ich mit Phelsuma nur wenig Erfahrung habe, meinerseits lediglich auf die Schnelle etwas zu Aspekten, bei denen ich dennoch mitreden kann:


    - welches Leuchtmittel wird als UV-Quelle genutzt?

    - Supplementierung der Futtertiere nur mit Calcium reicht nicht aus. Lediglich mit gut loading könnte man man auch ohne bestäuben mit weiteren Präparaten noch etwas "aufwerten".

    - Das Angebot an Futtertieren sollte abwechslungsreicher sein. Bei nur einer zu ernährenden Echse sicherlich problematisch, mehrere Arten zu kaufen oder zu züchten, die in dem Umfang kaum zu verfüttern sind. Man kann sich aber z.B. mit Fliegenmaden behelfen, die, sobald geschlüpft und ins Terrarium gesteckt, das Reptil zu verstärkter Aktivität zwingen. Auch im Haushalt eingesammelte (nicht artgeschützte) Spinnen beispielsweise eignen sich. Ebenso die gute alte Kellerassel, die man selbst im Winter noch sammeln kann. Dazu einfach mal im Zoohandel nach kleineren Mengen Insekten fragen, oder nach Heimchendosen mit Rabatt fragen (also die Dosen, in denen nur noch ein Teil der Tiere lebt).

  • Vielen Dank für die Antwort,


    die Lampe ist von Lucky Reptile die Metalldampflampe Bright Sun UV Desert mit 35 W.
    Die Schaben stammen aus meiner eigenen (nicht unbedingt herkömmlichen) Zucht und Fressen vor allem Obst und Beetlejelly sowie weißfaules Holz, Laubwaldhumus und Flake Soil (mit Bakterien fermentiertes Holz). Sie werden also sehr gesund und naturnah ernährt.
    Fette Schmeißfliegen, die ich aus Ködermaden gezogen habe, bekommt Gecko auch ab und an, aber die mag sie scheinbar nicht so gerne. Ich konnte allerdings eine Vorliebe für Fliegenpuppen feststellen und würde demnächst mal einen Versuch mit fetten Käferlarven starten. ^^


    Bestünde bei Futtertieren, die gefangen wurden nicht auch eine gewisse Parasiten Gefahr oder mache ich mir da zu viele Sorgen?


    MfG,


    Leo

  • Sogenanntes keschern ist gerade in den Sommermonaten in der Terraristik üblich, und führt zu einer immensen Abwechslung für unsere Pfleglinge. Natürlich sollte man vermeiden geschützte Arten zu fangen und zu verfüttern, ebenso sollte man drauf achten, nicht direkt an irgendwie belasteten Flächen (Acker, Straßen...) zu sammeln. Reptilienpathogene Parasiten wird man sich auf dem Weg kaum einfangen können.

  • Ja, Keschern ist mir ein Begriff, das mache ich im Sommer regelmäßig! Und wenn es keine Gefährdung für das Tier darstellt, bin ich ja beruhigt. ^^

    Ist denn ansonsten alles okay so? Also Färbung und Leibesfülle des Geckos, Parameter etc.? Ich bin ja, wie gesagt, noch recht unerfahren mit Reptilien.


    MfG,


    Leo

  • Ich würde dir empfehlen die Lampe aus dem Terrarium zu entfernen. Hier besteht ein sehr hohes Verletzungsrisiko. Außerdem nimmst du dem Tier Höhe, in der es sich bewegen kann (und die ist schon wirklich sehr gering). Beleuchtung sollte bei kletternden Arten immer unerreichbar angebracht werden.