Lygodactylus ohne Lebendfutter

  • Hallo!


    Gestern war ich auf einer vorgezogenen Weihnachtsfeier und habe dort jemanden kennengelernt. Wir haben uns nett unterhalten und schließlich festgestellt, dass wir uns beide vor nicht allzu langer Zeit ein Terrarium zugelegt haben.
    Vorab: Ich habe keine Ahnung von Geckos, da ich Schlangen halte. Darum hoffe ich, ihr könnt mir Genaueres dazu sagen und mir entweder die Angst um ihre Tiere nehmen oder mir sagen, wie ich am besten handeln kann.

    Ich habe natürlich genauer nachgefragt, da ich mich allgemein für Terraristik interessiere. Sie meinte, sie kann mir nicht genau sagen, welche Art sie hält (da schwante mir schon Böses), es sind halt tagaktive Geckos, auf Latein heißen die irgendwas mit L. Ich tippe daher auf Lygodactylus, die genaue Art ist mir nicht bekannt.
    Wir unterhielten uns weiter und sie fragte dann, ob ich es denn gar nicht schlimm fände, meine Schlange mit "armen verängstigten Mäusen" zu füttern. Daraufhin musste ich lachen, denn ich füttere meine Tiere nur mit Frostfutter (Mäuse und Fisch), die ich aufgrund der Größe meiner Tiere auch noch passend zuschneide. Sie meinte daraufhin, das ist doch noch viel ekliger, tote Mäuse im Kühlschrank und dann auch noch zerschneiden... Ich lachte wiederum und sagte ihr, dass ich mich deutlich mehr vor den lebenden Insekten ekle, die sie ihren Geckos füttern muss. Da lachte sie und meinte, sie würde die Tiere auch nicht mit lebenden Insekten füttern. Ich hatte tatsächlich keine Ahnung, womit man die Tiere denn sonst füttern soll und fragte halt einfach mal, ob es die auch gefroren oder in der Dose (davon hatte ich mal etwas gelesen, glaube ich) gibt. Sie lachte wiederum und meinte, mit Insekten hätte sie gar nichts zu tun, weder lebend noch tot, sie würde ihren Tieren nur so ein Pulver zu fressen geben, Day Gecko Food nannte sie das. Ich habe es gegoogelt, weil ich es nicht glauben konnte, aber offensichtlich scheint es das wirklich zu geben, wobei es meistens eher als "Ergänzung" oder "Abwechslung" bezeichnet wird.

    Nun meine Frage an euch: Ist das gefährlich? Muss ich mal ein "ernstes Wort" mit dem Mädel reden? Oder sie dazu bewegen, die Tiere schnellstmöglich abzugeben, damit sie nicht sterben? Oder kann man das wirklich einfach so machen, ohne dass es für die Tiere einen Schaden gibt? Ich liebe Tiere (egal ob Hund oder Gecko) und will wirklich nicht, dass es ihnen schlecht geht, nur weil ich nicht gehandelt habe.

    Vielen Dank schonmal für eure Antworten!

  • Um die Frage sinnvoll beantworten zu können, müßte man wissen um was für eine Gattung und Art es sich handelt. Lygodactylus ist ja lediglich von Dir geraten. Ich habe nun wenig Lust dafür Bücher zu wälzen, aber Gecko-Arten, deren Gattung mit L beginnt, gibt es vielleicht so 130 bis 150. Also praktisch unmöglich einzugrenzen. Man könnte lediglich die Arten in Betracht ziehen, die oft günstig im Handel angeboten werden - das sind die wahrscheinlichsten Kandidaten.


    Die Fütterung in Terrarienhaltung sollte sich am natürlichen Beuteschema orientieren. Bei insektenfressenden Echsen kann man niemals das gesamte natürliche Beutespektrum bieten, in den allermeisten Fällen kratzt man mit den handelsüblichen Insekten nur an der Spitze des Eisberges. Mit Wiesenplankton kann man das erweitern, mit der Vielfalt der natürlichen Ernährung hat das aber immer noch nicht viel zu tun.


    Man kann so manchem der in Frage kommenden Geckos (wie auch immer hergestellten) Brei anbieten. Ich bin sicherlich kein Experte, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, daß die alleinige Ernährung damit auch nur im entferntesten der natürlichen Ernährung, oder überhaupt angemessener Ernährung, entsprechen kann.


    Bist Du der Meinung, Deine Bekanntschaft ist gesprächsbereit und einsichtig, wenn Du sie auf mögliche Fehler hinweist? Wenn ja, laß Dir ein Foto von dem Tier geben, vielleicht kann man das hier im Forum für eine Bestimmung nutzen, sofern die Halterin damit einverstanden ist. Erfahrungsgemäß sind die wenigsten einsichtig, wenn man sie darauf hinweist, daß sie ein Reptil unmöglich artgerecht halten können, wenn sie nichtmal wissen welches Reptil sie da eigentlich halten.


    Ganz grundsätzlich mußt Du Dich mit einem Gedanken anfreunden: man kann nicht alle Tiere retten.

  • Hi,


    ich würde schon allein deshalb ein ernstes Wort mit ihr reden, da diese Art der Ernährung für Insektenfresser in meinen Augen absolut widernatürlich und nicht artgerecht ist.


    ich nehme an, wir reden hier von der Marke Exoterra?

    Gefährlich im Sinne von "die Tiere werden übermorgen sterben" ist das dann nicht. Aber in meinen Augen völlig ungeeignet als Alleinfuttermittel - erstrecht so undifferenziert, wie die Werbung das behauptet.


    Das Kalzium/Phosphor - Verhältnis ist nicht so dolle und der Vitaminzusammensetzung stehe ich auch etwas skeptisch gegenüber.


    Dazu kommt, das der Werbetext: "Jede einzelne Portion enthält die optimale Futtermenge für Ihren Gecko." natürlich nur absoluter Unsinn sein kann - Wie kann ein und dieselbe Futtermenge denn für Heranwachsende, Adulte, kaum 10cm GL große und knapp 30cm GL große Geckos gleich gut - gar "optimal" sein?


    Neenee - das ist in meinen Augen schlicht keine gute Ernährung.


    Als Urlaubsfutter vielleicht geeignet, wenn die Urlaubsvertretung sich vor Insekten ekelt (obwohl es zumindest bei adulten, gesunden Tieren auch da artgerechtere Lösungen gäbe)...


    Ehrlich gesagt würde ich sowas nicht mal als "Schmankerl" für zwischendurch verfüttern...


    Meiner Erfahrung nach ist es allerding leider relativ unwahrscheinlich, dass dei betreffende Person sich von dieser Art der Haltung abbringen lässt. Wenn jemand schon nicht mal genau weiß, was für ein Tier er hält...:rolleyes:
    Aber ich drücke die Daumen (und dass es nicht akut gefährlich ist, das musst Du ja nicht so deutlich sagen ;-) ) Also -


    Viel Glück bei Deiner Mission, meine moralische Unterstützung hast Du :thumbup:


    Liebes Grüßle,

    Claudia


    P.S.:

    hat sich mit Erdbährs Beitrag überschnitten...

    Gecko-Arten, deren Gattung mit L beginnt, gibt es vielleicht so 130 bis 150.

    ...tagaktive?


    da gibt's meines Wissens nicht ganz so viele - schon gar in deutschen Terrarien.

    Wenn die Dame nicht weiß, wie die Tiere heißen, kann es sich bei "irgenwas mit L" natürlich auch um den Art- nicht den Gattungsnamen handeln.

    Daher tippe ich auch auf sowas wie P. laticauda, die meines Wissens nicht meldepflichtig sind. Da hab' ich durchaus schonmal erlebt, dass der Name nicht behalten wurde...

  • ...tagaktive?

    Natürlich nicht. Die von mir genannte Zahl ist die grob geschätzte Anzahl von Arten, deren Gattungsname mit L beginnt.

    Wer Zeit, Lust und nichts besseres zu tun hat, schaut in die Reptile Database und zählt nach. ;)


    In so einem Fall zweifle ich allerdings an allem, wobei die Frage der Aktivitätszeit vermutlich das geringste aller Probleme ist. Nur weil das Tier Day Gecko Food bekommt, muß es weder tagaktiv, noch ein sog. Taggecko sein. Möglicherweise sogar überhaupt kein Gecko, und ohne Mithilfe der Halterin kann hier niemand etwas tun als raten.


    Ja, in einigen Fällen wurden artgeschützte Tiere von der Meldepflicht ausgenommen. Das ändert aber nichts an deren Schutzstatus und der Buchführungspflicht. Solltest Du richtig geraten haben, müßte es dennoch einen Zuchtbeleg/Herkunftsnachweis geben. Den wissenschaftlichen Namen könnte man dann einfach ablesen. Hat man ein artgeschütztes Tier ohne Papiere, hat man ein Problem.

  • Hi Erdbär,

    In so einem Fall zweifle ich allerdings an allem, wobei die Frage der Aktivitätszeit vermutlich das geringste aller Probleme ist. Nur weil das Tier Day Gecko Food bekommt, muß es weder tagaktiv, noch ein sog. Taggecko sein. Möglicherweise sogar überhaupt kein Gecko, und ohne Mithilfe der Halterin kann hier niemand etwas tun als raten.

    da hast Du recht, selbst die Aussag, das Tier sei ein tagaktiver Gecko kann natürlich schon falsch sein...ich nehme halt immernoch an, dass wenigstens die grundlegenden Dinge halbwegs im Gedächtnis bleiben - werde in der Hinsicht wohl immer ein bißchen sentimentales Naivchen bleiben...:saint: ich glaube halt noch an ein wenig Gutes im Menschen ;-)

    Ja, in einigen Fällen wurden artgeschützte Tiere von der Meldepflicht ausgenommen. Das ändert aber nichts an deren Schutzstatus und der Buchführungspflicht. Solltest Du richtig geraten haben, müßte es dennoch einen Zuchtbeleg/Herkunftsnachweis geben. Den wissenschaftlichen Namen könnte man dann einfach ablesen. Hat man ein artgeschütztes Tier ohne Papiere, hat man ein Problem.

    dass man dennoch einen Herkunftsnachweis braucht ist mir durchaus klar.

    Jedoch braucht man da als uninteressierter Halter weder während noch nach dem Kauf draufzuschauen - man muss das Tier ja nirgends melden.

    So erkläre ich mir solche Phänomene, dass selbst Neubesitzer (!), bei denen es ja ansonsten noch nicht allzulange hersein dürfte, dass sie den Namen für's Amt nochmal abschreiben mussten, nicht wissen, was für Tiere sie da haben.


    Das habe ich zumindest bisher nur bei solchen nicht meldepflichtigen erlebt...


    Aber wer weiß ?

    Am Ende ist das Tier zwar meldepflichtig, aber auch das ist der Dame nicht klar... (Womit wir wieder beim ersten Absatz dieses Beitrages wären ;-) )


    Grüßle,

    Claudia

  • Gehen wir nicht vom schlimmsten aus und warten mal ab, ob es irgendeinen Weg gibt mit der Frau zu reden. Ohne Artbestimmung ist so oder so keinerlei Hilfe möglich.

  • Ohne jetzt speziell auf die unbekannte Geckoart einzugehen, kann ich kurz anmerken, das es durchaus möglich ist omnivore Echsenarten nur mit Brei zu ernähren. Es kommt dabei eben auf die Zutaten an. Ich verwende selbst versch. getrocknete Insekten um sie dann in Breimischungen einzuarbeiten. Ein weiteres Stichwort wäre "Skinkpudding" als Nahrung.

    Folgend eine eigene Breimischung mit Soldatenfliegen die dann von Gehyra marginata gefressen wird.


    Wahrheit tut weh!


    ... manche Signaturen sind größer als die Antworten :D :P

  • Wenn wir ganz pauschal von Geckos reden, ja, ist selbstverständlich vieles möglich.

    Es kommt dabei eben auf die Zutaten an.

    Ich denke, das ist der springende Punkt. Sich auf ein einzelnes gekauftes Produkt verlassen ist vermutlich keine Lösung. Wer weiß was er zu tun hat, findet bei Bedarf Lösungen. Dein Fachwissen ist allerdings auch in keiner Form mit dem der meisten anderen Terrarianer vergleichbar. Und da ist das Problem, das ich bereits angesprochen habe: wer nichtmal weiß, was für ein Reptil er hält, kann unmöglich wissen was richtig oder falsch ist.

  • Hallo,


    sicherlich lassen sich div. Geckoarten nur mit Brei füttern, jedoch sehe ich dahinter nicht unbedingt einen Sinn. Wenn Geckos bzw. Reptilien allgemein insectivor sind, dann sollte man ihnen m.M.n. auch Lebendfutter reichen. Dazu kann man auf die gesamte Palette der erhältlichen Futtertiere zurückgreifen. Zu Brei verarbeitete Futtertiere müssen da auch nicht unbedingt sein...

    Außerdem fördern lebende Insekten sicherlich auch den Jagdtrieb der Geckos, der nunmal vorhanden ist. Von daher würde ich persönlich NIE solch einen Brei reichen und ernähre meine Tiere lieber "natürlich" (dass das in Terrarienhaltung nicht mal annähernd möglich ist, ist mir schon klar). Was ich damit aber sagen will, ist, dass in der Natur auch niemand kommt und Insekten zu einem Brei püriert. :)


    Was ich aber auch verfüttere ist Fruchtbrei z.B. in Form von zermatschter Banane o.Ä. In der Natur "vergreifen" sich Geckos nämlich auch schon mal an überreifen Früchten. Diesen Brei reiche ich allerdings nur selten.


    Das ist zumindest meine Meinung zu diesen (mitunter industriellen) Breien, die eine wilde Mischung aus Früchten und pürierten Insekten sind. Das muss einfach nicht unbedingt sein... ;)


    MfG

  • Hi,


    möglich ist so manches... ob es auch sinnvoll b.z.w. artgerecht ist, ist dann immer noch eine andere Frage - aber das hat dann mehr mit der "Philosophie" (ein besseres Wort fällt mir da grad' nicht ein) des einzelnen Halters zu tun..


    Da mag mich so mancher nun vielleicht wieder belächeln, aber ich halte nichts davon, Jäger ohne zwingenden Anlass ausschließlich mit Brei zu ernähren und ihnen damit auch noch diese kleine Beschäftigungsmöglichkeit in Gefangenschaft (zudem ja auch aus ihrem natürlichen Verhaltensspektrum) zu nehmen - auch wenn es rein physiologisch machbar wäre..


    P.S.:

    bin gespannt, ob "ensalada mixta" noch herausbekommt, um welche Art es sich denn nun eigentlich handelt... :-)

  • Hallo!


    Danke für eure Antworten. Ich kenne sie noch nicht so lange, daher kann ich noch nichts dazu sagen, ob sie mit sich reden lässt. Ich werde auf jeden Fall mal schauen, ob ich mit ihr reden kann, Nummern haben wir aus Sympathie getauscht. Könnte sein, dass sie einsichtig ist. Drückt mir die Daumen!

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich wollte mich nochmal melden!

    Es scheint sich um Lygodactylus kimhowelli zu handeln. Das steht zumindest auf dem "Merkblatt", das sie vom Züchter bekommen hat. Die Tiere sehen auch aus wie die Bilder von Lygodactylus kimhowelli. Aber ich bin natürlich kein Artbestimmer.

    Sie war übrigens sehr einsichtig, hat sich sofort besser über ihre Tiere informiert und füttert nun auch Insekten. War am Anfang eine Überwindung für uns beide, aber war dann doch schön zu sehen, wie sie jagen :)

    Danke euch für die guten Ratschläge!