Äste und Erde aus dem Wald - Informationen

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    Terrarienzubehör aus dem Wald
    (Update: 22. November 2012)


    Nachdem ich einige Fragen bezüglich Sammeln im Wald bekommen habe, möchte ich die wichtigsten Antworten auflisten. Einige von euch sammeln
    Zubehör wie Äste oder Erde im Wald. Es tauchen im Forum immer wieder Fragen auf, was man darf, wo man darf, was man sollte und was nicht. Da ich selber Revierförster und Betriebsleiter eines Forstbetriebes in der Schweiz bin, möchte ich euch helfen, das Wichtigste in einem Beitrag auf den Punkt zu bringen, oder bei Fragen behilflich zu sein. Beachtet bitte, dass je nach Gebiet andere Regeln gelten können und betrachtet das hier als Hilfestellung.


    Bevor wir zur Auflistung kommen, möchte ich noch einmal in Erinnerung rufen, dass im Wald ein Fahrverbot für motorisierte Fahrzeuge besteht. Ich rate euch, dieses einzuhalten. Der Förster kann euch verzeigen und es gibt viele, die das mit Vergnügen machen. Ausserdem wollt ihr doch das Wild nicht stören, oder? Wenn es unumgänglich ist und ihr wirklich in den Wald fahren müsst (nicht „wollt“), meldet dies beim zuständigen Förster und bittet ihn um eine schriftliche Erlaubnis. Diese werdet ihr aber in den seltensten Fällen bekommen. Deshalb solltet ihr das Sammeln mit einem Waldspaziergang verbinden, oder in Strassennähe sammeln. Es gibt ausserdem sehr viele „Polizisten“ im Wald, die uns jeweils Fahrzeugsichtungen inkl. Beweisbilder melden. (gültig in CH)


    Der Förster: Wem welcher Wald gehört kann euch der Förster der Gemeinde sagen. Seine Kontaktinformationen findet ihr meistens auf der Gemeindehomepage. (gültig in CH, in D ist die Strukturierung anders)


    Eigentum: Jede Waldparzelle hat einen Besitzer. Das können private Eigentümer sein, Korporationen, Gemeinden, Kantone oder der Bund. Es ist nicht so, dass der Wald „jedem“ gehört, aber jeder hat das freie Betretungsrecht.


    Holz: Wenn ihr ein paar Äste aus dem Wald holt, tut das niemandem weh. Lasst aber den gesunden Menschenverstand walten: ist Holz aufgeschichtet, oder sichtbar zusammengetragen worden, dann lasst es dort liegen. Dann wurde das Holz mit grösster Wahrscheinlichkeit vom Eigentümer oder Förster schon jemandem Versprochen. Wer dort Holz nimmt, macht sich des Diebstahls strafbar. Man sollte ausserdem keine Äste von Bäumen schneiden, es liegt genug Holz in den Wäldern. Frische Äste könnt ihr im Frühling, nach einem Holzschlag sammeln, oder im Sommer nach der Pflege. Das aus dem Winter wird allerdings länger halten, da es in der sog. Saftruhe geschlagen wurde. Also holt Holz, das nach dem Winter frisch am Boden liegt, oder solches, das schon länger liegt.
    Wenn ihr grössere Mengen an Ästen möchtet, wendet euch an den zuständigen Förster. Er wird kaum nein sagen, aber er sollte es wissen, damit ihr euch Ärger erspart.


    Welches Holz eignet sich?
    Wichtig ist in erster Linie, dass ihr kein Holz von Eibe oder Robinie nehmt wenn die Gefahr des Anknabberns oder Ableckens besteht, das Holz ist toxisch. In Trockenterrarien spielt die Frage nach dem Holz nicht so eine wichtige Rolle, da eignet sich praktisch jede Holzart. Für Tropenterrarien sieht das ein wenig anders aus.


    Was sich weniger eignet sind Weichhölzer:

    • alle Weidenarten
    • Pappeln
    • Birke

    Gut eignen sich:

    • Obstbaumarten
    • Eiche (der äussere, helle Teil des Holzes (Splint) kann entfernt werden. Er neigt zu Fäulnis und Pilzbildung. Das Kernholz ist fast ewig haltbar.
    • Kastanie
    • Robinie (Giftigkeit siehe weiter oben, am besten entfernt man die Rinde, dann ist es äusserst resistent)
    • Erle (aber nur, wenn sie vollständig im Wasser ist!)
    • Holunder
    • Efeu
    • Lärche (nur komplett getrocknetes, älteres Holz verwenden, da Lärche zwar äusserst resistent ist, aber viel Harz besitzt)
    • Douglasie (wie Lärche)

    Alle anderen Hölzer eignen sich bedingt.


    Erde: Es gilt das Gleiche wie beim Holz: 2-3 Eimer voll könnt ihr bedenkenlos holen. Achtet dabei aber, dass ihr die Erde nicht von einem Platz nehmt, wo sichtbar Holz über den Sommer gelegen hat. Falls dort Nadelholz lag, wurde es mit grösster Wahrscheinlichkeit mit Giftstoffen behandelt. Diese sind zwar recht schnell abbaubar, aber man will ja kein Risiko eingehen. Walderde ist ansonsten 100% Chemiefrei. Nehmt keine Erde aus Fahrspuren, dort drin habt ihr praktisch keine Bodenbewohner mehr. Walderde gibt es sehr viel verschiedene. Ganz grob gesagt: Erde unter reinen Nadelholzkulturen (Fichten) hat meist einen sehr hohen PH-Wert, heisst diese ist eher sauer. Waldboden in Laubmischwäldern ist eigentlich immer basisch (kalkhaltig). Das gilt es je nach Anspruch der Pflanzen im Terrarium zu beachten. Wer genau wissen will, wo welcher Boden zu finden ist, kann den Boden anhand der sogenannten Zeigerpflanzen bestimmen. Das ist aber meist unnötig, höchstens ihr braucht ganz spezielle Erde (feucht/basisch, wechselfeucht usw.) Wenn es aber wichtig ist, meldet euch bei mir und ich zeige, welche Pflanzen an diesem Standort vorhanden sein sollte und wie ihr so einen Standort finden werdet. Wer grössere Mengen Erde will, soll sich an den Förster wenden.


    Moose: Rund ein Drittel aller Moose sind geschützt.
    Im Wald selber betrifft das nur wenige, wer diese aber nicht kennt, kann da schon einmal daneben greifen.
    Rote Listen (bfn.de)
    Rote Listen gefährdeter Pflanzen
    Allgemeines zur Mooskunde (blam-hp.eu)
    Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Moose (bafu.admin.ch)
    In Deutschland hat jedes Bundesland seine eigene Rote Liste der gefährdeten Moose. Diese findet ihr mit Hilfe von Google


    Blätter: Welche Blätter sich am besten zur Dekoration eignen, ist schwer zu beurteilen. Für den Zerfall des Laubes spielen so viele Faktoren (Feuchte, Temperatur, Bodenlebewesen) eine entscheidende Rolle. Laub mit mehr Gerbstoffen drin, zerfällt langsamer. Dazu gehört das Laub der Eiche und des Nussbaumes. Buchenlaub könnte auch noch verwendet werden. Andere Laubarten zerfallen / schimmeln / faulen schneller. Wichtig ist einfach, dass es trocken ist, wenn es ins Terrarium kommt.


    Schädlinge: Im Boden befinden sich eigentlich keine Schädlinge und wenn, sind diese für die exotischen Tiere kaum gefährlich. Viele Käfer, auch Borkenkäfer überwintern in der Erde. Wenn ihr aber so einen mit nach Hause schleppt ist das nicht weiter tragisch, da nur äusserst wenige an
    verbautes Holz gehen. Borkenkäfer brauchen in der Regel frisches Holz. Sie werden also innert kürzester Zeit verhungern und keine Gefahr für Haus und
    Tiere darstellen.


    Wer Äste oder Moose nach Hause nimmt, sollte im Wald schauen, dass sich nicht zu viel Viecherzeugs daran befindet. Am einfachsten nimmt man nicht zu morsches Holz. Man klopft die Äste im Wald ab. Daheim einmal gut abwaschen und fertig. Mehr ist nicht nötig und bringt auch nichts, da viele
    Insekten erstaunliche Hitze und extreme Kälte ertragen. Was also beim Abwasch nicht weggeht, bleibt wahrscheinlich auch nach dem gefrieren oder backen vorhanden. Zecken gehören sicherlich zu den unangenehmsten Waldbewohnern die man nach Hause nimmt. Diese befinden sich aber nur sehr selten an liegendem Holz, und sind nach einem gründlichen Abwasch weg.


    Ich hoffe, soweit ist das Wichtigste aufgelistet, ansonsten meldet euch bei Fragen, Unklarheiten oder Berichtigungen.

    Bestand


    1.0 Phelsuma grandis
    1.1 Dendrobates tinctorius lawa