Haltungsbericht - Tropiocolotes helenae

  • Tropiocolotes helenae

    (Nikolsky, 1907)

    Tropiocolotes helenae

    Systematik

    Klasse: Reptilia
    Ordnung: Squamata
    Zwischenordnung: Gekkonomorpha
    Überfamilie: Gekkonoidea
    Familie: Gekkonidae
    Unterfamilie: Gekkoninae
    Gattung: Tropiocolotes
    Art: helenae
    Unterart: helenae oder fasciatus

    Von dieser Art gibt es zwei Unterarten:

    Tropiocolotes helenae helenae (NIKOLSKY 1907)
    Type locality: Alchorschir; Aguljaschker; Isfagan; Bidezar, Khuzestan Province, Iran (Zagros Mountain im Süd-Westen).
    Tropiocolotes helenae helenae leben überwiegen an hügeligen Bergfüßen. Es ist ein trockenes Habitat mit spärlicher Vegetation. Es gibt Gräser, Dornenbüsche, vereinzelt Eichen, Pistazien, Euphorbia etc..

    Tropiocolotes helenae fasciatus (SCHMIDTLER & SCHMIDTLER 1972)
    Type locality: Sorkh-e Dize, 125 km west of Kermanshahan, on road to Baghdad, Kermanshahan Provinc, Iran (Zagros Mountain im Westen).
    Die Fundorte von Tropiocolotes helenae fasciatus liegen bei über 1500 m Höhe. Diese Unterart hat ein kühleres und feuchteres Klima als die Nominatform Tropiocolotes helenae helenae. Sie leben hauptsächlich an Felsen und Steinen, zwischen Gräsern, Büschen, Pappeln und Weiden.

    Tropiocolotes helenae

    Tropiocolotes helenae gibt es sehr selten im Handel, besonders selten ist die Unterart T. fasciatus. Häufig werden im Handel Tropiocolotes persicus euphorbiacola als Tropiocolotes helenae verkauft. Diese kann man anhand eines Bestimmungsschlüssels unterscheiden (z.B. Anderson, S. C. 1999, The Lizards of Iran und The Reptiles and Amphibians of Pakistan, Muhammad Sharif Khan, 2006).
    Man kann die Arten, bzw. Unterarten durch die dorsal scales (Rückenschuppen) unterscheiden, dieses ist aber sehr schwierig. Etwas einfacher ist die Bestimmung durch die postmental shields (Schuppen hinter dem Kinn).

    Abb01: Hier die Postmentalia von Tropiocolotes helenae helenae.



    Im Gegensatz zu der Art Tropiocolotes persicus berühren sich die beiden Postmentalia (die beiden großen Schuppen die nebeneinander liegen) hier nicht. Zudem besitzt Tropiocolotes persicus zwei paar Postmentalia. Bei Tropiocolotes latifi, die eine ähnliche Körperzeichnung haben, fehlen diese Schuppen gänzlich.

    Zur Haltung von Tropiocolotes helenae helenae

    Größe

    Max. Länge ca. 50 mm (KRL 25 mm)

    Lebenserwartung

    Ca. 5 Jahre

    Aussehen und Geschlechtsunterschied

    Der Körper ist Grau und Gelb mit dunkelbraunen Querbänderungen gezeichnet. Lateral (seitlich) am Kopf befindet sich jeweils ein dunkelbrauner Querstreifen der sich bis zum Halsbereich zieht.
    Das Männchen hat verdickte Hemipenistaschen, was man gut von unten oder von der Seite erkennen kann.

    Hier ein Bild wo die Verdickung deutlich zu sehen ist:
    Tropiocolotes helenae

    Verhalten und Lebensweise

    Diese Art ist vorwiegend nacht-/dämmerungsaktiv. Sobald die Temperaturen im Terrarium etwas zurück gehen, kommen sie in den frühen Abendstunden aus ihren Verstecken.
    Besonders auffallend sind ihre eleganten Bewegungen. Wenn sie merken, dass sie beobachtet werden, schleichen sie sich langsam in Richtung ihrer Verstecke. Erst wenn man versucht sie zu ergreifen laufen sie blitzschnell weg. Diese Art gibt Ruflaute von sich, die an das Zwitschern eines kleinen Vogels erinnern. Die Ruflaute erfolgen meistens in der Dämmerung oder in den frühen Morgenstunden.

    Über die Gattung Tropiocolotes wird häufig geschrieben, dass es reine Bodenbewohner sind, was nicht bei allen Arten zutrifft.
    Tropiocolotes helenae helenae können sehr gut klettern und nutzen eine strukturierte Rückwand komplett aus. In ihrem Habitat gibt es viele Felsen und Hügel.

    Tropiocolotes helenae Tropiocolotes helenae

    Terrarium

    Für die ist Art ein Trockenterrarium zu empfehlen, was aber nicht bedeutet, dass die Tiere keine Feuchtigkeit benötigen. In ihrem Habitat steigt nachts die Luftfeuchtigkeit und es kommt auch zu Taubildung. Im Terrarium sollte man eine Stelle durch abendliches Sprühen leicht feucht halten.

    Für 1 Männchen und 2 - 3 Weibchen ist das Minimum an Terrariengröße 40 x 30 x 30 oder 30 x 30 x 40 cm.
    Als Bodengrund hat sich Sand-Lehmgemisch bewährt, da diese Art gerne besonders unter Steinen gräbt.

    Als Rückwand eignen sich Felsennachbildungen, die man mit Styropor und Fliesenkleber selbst gestalten kann. Es gibt aber auch im Fachhandel fertige Rückwände als Felsennachbildung. Die Rückwand muss mit vielen Vorsprüngen und Spalten strukturiert sein.
    Wichtig sind Steinaufbauten aus Schiefersteine oder ähnliches, woraus man einige Versteckmöglichkeiten schaffen kann. Ebenfalls wichtig ist, dass diese gut gesichert sind und die Tiere nicht erschlagen werden.

    Als Pflanzen eignen sich besonders gut Sukkulenten. Eine flache Trinkschale mit täglich frischem Wasser sollte vorhanden sein.

    Als Beleuchtung kann man ganz normale Spotstrahler aus dem Baumarkt verwenden. Bei kleineren Terrarien sind Halogenspots optimal. Um den Tages-, Nachtrhythmus zu simulieren empfehle ich zusätzlich Leuchtstoffröhren, hier kann man auch die gebündelten (Energiesparlampe) verwenden.

    Quarantäne

    Eine Quarantäne sollte für einige Wochen immer durchgeführt werden. Hier spielt es keine Rolle ob man mehrere oder nur ein Einzeltier erworben hat.

    Die Quarantäne ist unbedingt von Nöten um Krankheiten auszuschließen oder um im Krankheitsfall die Tiere zu behandeln. Sollten die Tiere ohne eine Quarantäne ins Terrarium gesetzt werden ist immer das Risiko gegeben, dass andere Tiere infiziert werden oder das Terrarium kontaminiert wird. Dadurch entsteht viel mehr Aufwand und auch höhere Kosten.

    Das Quarantänebecken braucht nicht so groß sein wie das Endterrarium. Bei dieser Art reichen schon große Faunaboxen aus. Diese werden spärlich, aber Artgerecht eingerichtet. Der Bodengrund besteht aus Küchenpapier, einer flachen Wasserschale (hier eignen sich Deckel von Konserven) und Versteckmöglichkeiten, welche man abkochen oder später entsorgen kann. Natürlich sollte auch hier das Klima stimmen.

    Die Quarantäne sollte mindestens für 6-8 Wochen veranschlagt werden. In dieser Zeit werden 2-3-mal Kotproben, in einem Abstand von 2 Wochen untersucht, da nicht alle Endoparasiten jedes Mal ausgeschieden werden. Wichtig ist auch die regelmäßige Kontrolle auf Ektoparasiten. Bei Reptilien ist die Blutmilbe sehr häufig. Diese ist bei den Tieren leicht durch rote Punkte zu erkennen. Meistens sitzen diese zwischen Körper und Gliedmaßen, im Kloakenbereich, ventral an der Bauchseite oder an den Augen.

    Weitere Erläuterungen zur Quarantäne: Quarantäne bzw. Separierung
    Weitere Erläuterungen zur Diagnostik: Diagnostik – Kotuntersuchung

    Sollten die Befunde in Ordnung sein, und ist auch optisch mit dem Tier alles ok, kann man es ins Endterrarium setzen.

    Hier noch Bilder wie man eine Quarantäne gestalten kann:

    Tropiocolotes helenae Tropiocolotes helenae

    Temperatur & Luftfeuchte

    Im Terrarium ist es von Vorteil, wenn ein Temperaturgefälle vorhanden ist. Dieses sollte zwischen 24 - 30°C liegen. Lokal (unter dem Spot) bietet man 35 - 40 Grad, nachts Zimmertemperatur (18 - 22 Grad) an. Versteckmöglichkeiten, in warmen und in kühleren Bereichen, sollten vorhanden sein.

    Die Luftfeuchtigkeit liegt am Tag bei 30 - 40 %, in der Nacht bei 50 - 60 %. Wenn abends die Beleuchtung aus geht, steigt die Luftfeuchtigkeit automatisch an. Diese kann man noch ein klein wenig erhöhen, indem man die Pflanzen besprüht oder eine kleine Ecke leicht feucht hält.

    Ernährung

    Die Futtertiere sollten nicht viel größer wie der Kopf der Geckos sein. Verfüttern kann man Mikro-Grillen, Ofenfische, Drosophila, Bohnenkäfer und kleines Wiesenplankton. Gefüttert wird immer abwechslungsreich. Die Futtertiere sollten 1-mal in der Woche mit einem Vitamin-Mineralstoffpräparat bestäubt werden.
    Zusätzlich wird geriebene Sepiaschale angeboten.

    • Juvenile Tiere können täglich gefüttert werden.
    • Bei adulten reichen Futtergaben 2-mal die Woche aus.

    Sehr wichtig ist, dass den Futtertieren gute Nahrung zugeführt wird (Gut Loading).

    Grillen sollten am besten mit Wildkräutern aufgewertet werden. Ofenfischchen bekommen Fischfutterflocken und weiße Asseln verschiedene Gemüsereste. Wichtig hierbei ist, bei der Nahrung auf ein gutes Kalzium-Phosphorverhältnis zu achten.

    Einige Stunden vor der Verfütterung bekommen die Insekten ihr letztes Futter um den Nährwert der Insekten nochmal hochzupuschen.

    Winterruhe

    Bei dieser Art reicht es aus, wenn man die Temperaturen für 2 - 3 Monate tagsüber um ca. 5 Grad herabfährt. In dieser Zeit wird weiter gefüttert.
    Man kann den Tieren aber auch eine richtige Winterruhe gönnen. In ihrem Verbreitungsgebiet fallen die Temperaturen häufig sehr stark.

    Hierbei möchte ich erwähnen, dass Winterruhe nicht mit Winterschlaf gleich zu setzen ist. Die Tiere schlafen nicht. Durch die Kälte haben sie ihren Stoffwechsel zurück gefahren und verbrennen kaum noch Energie. Die Herzfrequenz sinkt beachtlich und die Atmung verlangsamt sich.
    Bei dieser Winterruhe sollten die Temperaturen unter 18°C liegen. In dieser Zeit wird nicht gefüttert, da bei diesen Temperaturen das Futter nicht verdaut werden kann.

    Tropiocolotes helenae

    Zucht

    Die Weibchen legen mehrmals im Jahr ein hartschaliges Ei ab, was meistens unter Gegenständen (wie z.B. Steinen) oder im Bodengrund vergraben wird.
    Man kann das Ei im Terrarium belassen oder in einem Inkubator zeitigen. Die adulten Tiere stellen den Juvenilen nicht nach, da sie als Futter für die Adulten nicht geeignet sind.
    Herausnehmen sollte man sie trotzdem, da eine Unterdrückung nicht auszuschließen ist und um die Aufzucht besser zu kontrollieren. Am Sichersten ist die Zeitigung in einem Inkubator.

    Bei einer Inkubation von 28 Grad schlüpfen die Jungtiere nach ca. 8 Wochen. Im Terrarium ist die Inkubationszeit durch den Tages-Nachtrhythmus etwas länger.
    Bei hartschaligen Geckoeiern ist die Feuchtigkeit während der Inkubation, im Gegensatz zu weichschaligen Eiern, eher nebensächlich. Eier von Tropiocolotes helenae helenae können auf trockenen Sand inkubiert werden.

    Leider ist immer noch das Gerücht im Umlauf, dass man die Eier nicht drehen darf, was aber nicht der Wahrheit entspricht. Bei hartschaligen Eiern stellt dieses kein Problem dar.

    Die Schlüpflinge haben eine Gesamtlänge von ca. 15 mm. Nach dem Schlupf ziehen die Tiere den Dottersack ein, von dem sie in den ersten Tagen nach dem Schlupf Nährstoffe erhalten.
    Darum braucht in den ersten 2 Tagen nicht gefüttert werden. Es kann aber auch vorkommen, dass der Dottersack nicht eingezogen wird oder an der Eischale hängen bleibt. In diesem Fall kann schon nach einem Tag Futter angeboten werden. Sollte der Dottersack noch am Bauch hängen, stellt es in der Regel kein Problem dar. Dieser trocknet aus und fällt nach einer gewissen Zeit ab. Hier bitte nicht nachhelfen um ihn zu entfernen.

    Ich belasse die Tiere noch für ein paar Stunden im Inkubator, damit sie etwas zu Kräften kommen. Dann werden sie ins Terrarium überführt.

    Aufzucht

    • Terrarien mit der Größe 30x30x30 haben sich bewährt, hier können die Tiere einige Monate aufgezogen werden. Eine Einzel- oder Paarhaltung ist in dieser Größe auch weiterhin möglich.
    • Beleuchtet wird das Terrarium mit einem kleinen Halogenspot.
    • Das Klima im Terrarium sollte genau wie das der Adulten sein.
    • Die Einrichtung besteht aus einem Sand-Lehmgemisch, kleine Versteckmöglichkeiten, kleine Steinaufbauten und ein kleines Trinkgefäß mit flachem Wasserstand (Deckel von Einweckglas oder ähnliches).
    • Ich halte nicht viel davon die Tiere auf Küchenpapier aufzuziehen, zudem verkriechen sich die Futtertiere gern darunter.
    • Da die Tiere Kleinstfutter benötigen ist es von Vorteil Terrarien mit Lüftungsflächen aus feinmaschiger Gaze zu verwenden. Bei Scheiben die zur Seite zu öffnen sind, sollte eine Dichtung zwischen den Überlappungen angebracht werden.

    Wie schon erwähnt, benötigen die Tiere sehr kleines Futter, was natürlich die Aufzucht gegenüber den größeren Geckos ein klein wenig schwieriger gestaltet.
    Wichtig ist eine abwechslungsreiche Ernährung. Kleine Drosophila (Drosophila melanogaster), frisch geschlüpfte Ofenfischchen (Thermobia domestica), Grillen (Gryllus assimilis, Gryllus bimaculatus) Heimchen (Acheta domesticus), weiße Asseln (Trichorhina tomentosa), Bohnenkäfer (Bruchus quadrimaculatus) und kleinstes Wiesenplankton sind geeignete Nahrung.

    Literatur

    Anderson S. C. 1999.The Lizards of Iran. Ithaca (Society for the Study of Amphibians and Reptiles): 442 S.
    Anderson S. C. 1961. A note on the synonymy of Microgecko Nikolsky with Tropiocolotes Peters. Wasmann Journal of Biology 19, 287-289.
    Anderson,S.C. 1963. Amphibians and Reptiles from Iran. Proc. Cal. Acad. Sci. Ser. 4, 31(16): 417-498.
    Frynta,D. et al. 1997. Results of the Czech biological expedition to Iran. Part 1. Notes on the distribution of amphibians and reptiles. Acta Soc. Zool. Bohem. 61: 3-17.
    Guibe, J. 1966. Contribution a l’etude des Microgecko Nikolsky et Tropiocolotes Peters (Lacertilia, Gekkonidae). Bulletin du Museum National d ‘Histoire Naturelle (ser. 2) 38: 337-346.
    Mertens,R. 1956. Amphibien und Reptilien aus S.O. Iran. Jahres. Ver. vaterl. Naturk. Württemberg 111: 90-97.
    Minton, S. A., Jr., S. C. Anderson, and J. A. Anderson. 1970. Remarks on some geckos from southwest Asia, with descriptions of three new forms and a key to the genus Tropiocolotes. Proc. Cal. Acad. Sci. 37: 333—362.
    Schmidtler, J. J., and J. F. Schmidtler. 1972. Zwerggeckos aus dem Zagros-Gebirge (Iran). Salamandra 8:59-66.
    Torki F., Gharzi A., Nazari-Serenje F., Javanmardi S., Heidari N., Azizpourian A., Mahdavi S., and M 2008. Geckos of the Genera Tropiocolotes and Asaccus in the Zagros Mountains, Iran. Gekko 5 (2): 31-43.
    Torki, F. 2007. Sexual dimorphism in the Banded Dwarf Gecko, Tropiocolotes helenae fasciatus (Gekonidae) on the western Iranian plateau. Zoology in the Middle East 40: 33-38.
    Torki. F. & Gharzi, A. 2008. Morphologische und ökologische Aspekte von Tropiocolotes helenae (NIKOLSKY, 1907) (Reptilia: Gekkonidae). Sauria 30 (1): 13-20.
    Tuck,R. G. 1970. Rediscovery and redescription of the Khuzistan dwarf gecko, Microgecko helenae NIKOLSKY (Sauria: Gekkonidae). Proc. Biol. Soc. Washington 83: 477-482.

    Internetpräsentation von Farhang Torki. Dort findet ihr Bilder vom Habitat der Tiere: ftehcr.page.tl


    Im Namen aller Mitglieder von Terraon bedanken wir uns bei Brane für diesen Haltungsbericht

    Alea iacta est.

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